«Ja, ich will» - viele Paare trauen sich wieder
Vielerorts heiraten fast wieder genauso viele Paare wie vor der Pandemie. Doch neben Corona nehmen jetzt auch Inflation und Preissteigerungen Einfluss auf die Hochzeitsbranche. Die Gestaltung von Trauungen hat sich mitunter verändert.
So viele Gäste, wie das Herz begehrt, keinen Abstand halten müssen, ausgelassen feiern können: Hochzeits- und Gastrobranche erwarten ein Heiratsjahr mit vollen Terminkalendern und ausgebuchten Locations.
Vor einem Jahr habe es angesichts der Pandemie noch viele Unsicherheiten gegeben, sagt Thomas Geppert, Geschäftsführer des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) in München. Doch ab Mitte 2022 habe sich die Lage deutlich normalisiert, es trauten sich wieder mehr Paare. Auch Svenja Schirk, Pressesprecherin des Bundes deutscher Hochzeitsplaner in Berlin, spricht von einer generell wieder guten Auftragslage, merkt jedoch an: «Die finanziellen Schäden und Einbussen bleiben.»
«Tiny Weddings» und Corona-Stau
Einige bayerische Standesämter bestätigten, dass wieder mehr Paare heiraten. Eine Sprecherin aus Nürnberg sagt: «Die bisherigen Vormerkungen lassen viele Anmeldungen und Eheschliessungen vermuten.» Vielerorts ist es noch nicht zu spät: Unter anderem die Standesämter in Bamberg, Regensburg und München geben an, dass noch Termine frei sind.
Wer katholisch heiraten möchte, muss sich an den zuständigen Pfarrer wenden – zentral erfasst werden die Anmeldungen bei den bayerischen Bistümern nicht. Blickt man jedoch auf die Anzahl der Trauungen in den vergangenen Jahren, ist der coronabedingte Einbruch deutlich erkennbar. 2019 verzeichnete das Bistum Regensburg zum Beispiel 2269 Trauungen, 2020 waren es nur 692. Laut Pressesprecher Jakob Schötz haben viele Paare darauf gewartet, wieder unter normalen Umständen kirchlich heiraten zu können. Daraus habe sich ein gewisser Terminstau ergeben, den man nun sukzessive abzubauen versuche.
Auch in der evangelischen Kirche in Bayern seien viele Trauungen aufgeschoben worden, wie Pressesprecher Johannes Minkus sagte. Manche Paare haben zwischenzeitlich Kinder bekommen, heiraten deswegen bewusst nicht kirchlich und feiern stattdessen die Taufe. Ausserdem habe Minkus beobachtet, dass Corona Einfluss auf die Gestaltung von Trauungen genommen habe. «Tiny Weddings» seien populär geworden: Man feiere im kleinen Kreis – oft günstiger, aber auch persönlicher.
Auf die Pandemie folgt die nächste Krise
Kaum neigt sich die Pandemie dem Ende zu, lauern eine Ecke weiter Inflation und Preissteigerungen. Auch aus diesem Grund gibt es laut Hochzeitsplanerin Schirk «viele kleine feine Feste, aber auch weiterhin die grossen Gesellschaften». DEHOGA-Chef Geppert hat den Eindruck, dass die Leute im Alltag zwar sparen, sich ihre Hochzeitsfeier aber etwas wert sein lassen. Insgesamt seien die Ansprüche an den eigenen grossen Tag – unabhängig von allen Krisen – gestiegen, Essen und Location müssten «social-media-fähig, insta-tauglich» sein. Das bedeute für die Dienstleister einen höheren zeitlichen und personellen Aufwand, den sie mitunter anrechnen müssen.
Unverändert viel Geld geben Bräute für ihre Kleider aus. Diesen Eindruck hat Michaela Fauth-Linke als Inhaberin eines Münchner Brautmodeladens gewonnen. In ihrer Boutique zahlen die Kundinnen zwischen 1500 und 1800 Euro für ihr Brautkleid. «Momentan sind wieder die schlichteren Kleider aus Satin oder Mikado mit besonderen Highlights im Trend», sagt die Geschäftsfrau.