Kardinal Marx gibt Vorsitz der Bischofskonferenz ab

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Deutschland,

Der überraschende Rückzug des Münchner Kardinals Reinhard Marx vom Vorsitz der katholischen Deutschen Bischofskonferenz hat bei katholischen Laien und in der evangelischen Kirche Bedauern ausgelöst.

Kardinal Marx (rechts) mit Papst Franziskus
Kardinal Marx (rechts) mit Papst Franziskus - VATICAN MEDIA/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Rückzug in Brief mit hohem Alter begründet.

Marx verkörpere «die Hoffnung auf ein neues Bild der Kirche in Deutschland», erklärte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, am Dienstag. Marx begründete seinen Rückzug mit seinem Alter, allerdings steht er bei konservativen Bischöfen in der Kritik.

Die Bischofskonferenz trifft sich vom 2. bis zum 5. März in Mainz zu ihrer Frühjahrsvollversammlung. Ein Programmpunkt ist die turnusmässige Wahl des Vorsitzenden. «Ich finde, es sollte die jüngere Generation an die Reihe kommen - und vielleicht ist es auch gut, wenn es häufiger einen Wechsel in dieser Aufgabe gibt», schrieb Marx in einem Brief an die anderen Bischöfe. Der Münchner Bischof ist 66 Jahre alt, am Ende der nächsten Wahlperiode wäre er 72.

Marx hatte in seiner bisherigen Amtszeit einige Anstrengungen zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals der deutschen katholischen Kirche unternommen, aktuell läuft dazu der sogenannte synodale Weg. Konservative Bischöfe kritisieren diesen synodalen Weg allerdings offen, namhaftester Kritiker ist der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.

ZdK-Präsident Sternberg erklärte, den synodalen Weg hätten die Laien mit Marx "in sehr vertrauensvoller Zusammenarbeit vorbereitet und begonnen. "Auch damit verkörpert er die Hoffnung auf ein neues Bild der Kirche in Deutschland." Sternberg dankte dem Kardinal für seine "überzeugenden Akzentsetzungen für eine ökumenische und weltzugewandte Kirche".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, verwies auf eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und «echte Freundschaft» zu Marx. «Die tiefe Verbundenheit zwischen unseren Kirchen ist insbesondere in der Zeit der Vorbereitungen und Durchführung des 500-jährigen Reformationsjubiläums noch weiter gewachsen.» Die enge Verbindung werde über die aktive Zeit von Marx hinaus tragen.

Allerdings steht der Umgang mit evangelischen Christen für einen der offenen Dispute, die sich unter Marx entwickelten. Dabei geht es um die Zulassung evangelischer Ehepartner von Katholiken zur Kommunion. Eine von der Bischofskonferenz mit Zweidrittelmehrheit beschlossene entsprechende Handreichung hielt eine Gruppe um Woelki für unrechtmässig und wandte sich in einem Brief an den Vatikan.

Ob die offenen Gräben in der Bischofskonferenz ebenfalls ein Grund für den überraschenden Rückzug sein könnten, geht aus der Erklärung von Marx nicht hervor. Der Kardinal schrieb zu seinem Rückzug: «Schon seit einiger Zeit steht das für mich fest.» Er werde «selbstverständlich» auch weiter aktiv in der Bischofskonferenz mitarbeiten.

Bereits zum zweiten Mal in Folge erfüllt ein Vorsitzender der Bischofskonferenz nur eine Amtszeit. Marx' Vorgänger Robert Zollitsch war am Ende seiner Amtszeit aber bereits 75 Jahre alt. Davor hatte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann mehr als 20 Jahre lang das Spitzengremium der deutschen Bischöfe geleitet.

Wie es mit dem synodalen Weg weiter geht, dürfte massgeblich auch von Marx' Nachfolger abhängen. Auf diesen und die Bischofskonferenz kommen zeitnah grosse Herausforderungen zu. So streben die Bischöfe an, bald mögliche Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer zu regeln. Hier stehen Forderungen von rund einer Milliarde Euro durch Opfervertreter im Raum. Ausserdem müssen viele Bistümer sich wegen des zunehmenden Priestermangels neu strukturieren.

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