«Kein Doktorspiel»: Sexuelle Gewalt unter deutschen Kita-Kindern
In einer Kita im Ruhrgebiet kommt es zu dutzenden Fällen von sexualisierter Gewalt unter Kindern. Konsequenzen gab es jedoch keine.
Das Wichtigste in Kürze
- Die «Rheinische Post» deckte durch Elterngespräche den Missbrauch unter den Kindern auf.
- Die Liste der Vorgehen, unter denen manche Kinder litten, ist lang und verstörend.
- Ein Fehlverhalten der Erzieher konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Ein schockierender Bericht enthüllt sexuelle Übergriffe unter Kleinkindern in einer Kindertagesstätte im Ruhrgebiet. Die Liste der Vorfälle ist beängstigend lang, und besorgte Eltern berichten von Horrorgeschichten, die ihre eigenen Kinder in der Einrichtung erlebt haben.
Das ergeben Recherchen der «Rheinischen Post». Zu allem Überfluss müssen die Betroffenen mit mangelnden Reaktionen der Verantwortlichen leben. Die Stadt in Nordrhein-Westfalen, in der sich die Vorfälle ereigneten, wurde von der Zeitung nicht genannt, ebenso wenig wie der Name der Einrichtung, des Trägers, der Kinder oder der Eltern.
Urin-Spiele und Entblössung von Geschlechtsteilen: Horror-Geschichten aus der Kita
Die Recherche erfolgte durch Gespräche mit betroffenen Eltern und einem umfangreichen Schriftverkehr mit der Leitung der Kindertagesstätte und den Aufsichtsbehörden. Die Ergebnisse sind alarmierend.
Eine Mutter berichtet von einem Vorfall im Mai, bei dem ihr sechsjähriger Sohn Opfer eines sexuellen Übergriffs in der Kita wurde, begangen von einem seiner besten Freunde. Es gab auch zahlreiche andere Zwischenfälle in der Gruppe. Kinder wurden gezwungen, vor anderen in den Mund zu urinieren, und einige mussten ihre Geschlechtsteile zeigen, um auf der Schaukel spielen zu dürfen. Insgesamt wurden 15 Kinder Opfer sexueller Gewalt unter Kindern in der Einrichtung.
Jüngstes Opfer wart drei Jahre alt
Die Liste der Vorfälle ist lang. Einige Kinder zwangen andere, vor der Gruppe zu urinieren und zu defäkieren, möglicherweise mit Unterstützung von Freunden. Es gab sogar Berichte darüber, dass Kinder Insekten und Pflanzen in ihre Geschlechtsteile einführen mussten.
Eines der Opfer war zum Zeitpunkt der Vorfälle gerade einmal drei Jahre alt. Die Kindertagesstätte hat zu den Vorfällen Stellung genommen, bezeichnete sie jedoch lediglich als «grenzverletzendes und übergriffiges Verhalten unter Kindern».
Die betroffenen Eltern fühlen sich im Stich gelassen. Obwohl sie die Kindertagesstättenleitung informiert haben, wurde ihrer Meinung nach nicht angemessen darauf reagiert.
Jugendamt konnte kein Fehlverhalten feststellen
Es gab Treffen und Gespräche mit dem Vater eines der übergriffigen Kinder, und das Landesjugendamt wurde eingeschaltet. Doch das Landesjugendamt konnte kein Fehlverhalten seitens des Personals feststellen, was die Eltern frustriert. Sie fühlen, dass die Vorfälle heruntergespielt werden, und nicht alle Vorfälle wurden dem Landesjugendamt gemeldet.
Einige Eltern haben beschlossen, den Kita-Platz für ihre Kinder zu kündigen, während der Träger selbst einigen Familien gekündigt hat und von einem gestörten Vertrauensverhältnis spricht. Die betroffenen Eltern sind empört und betonen, dass es sich bei den Vorfällen nicht um harmlose Doktorspiele handle. Der Träger versichert jedoch, dass er solche Meldungen sehr ernst nehme und bereits eine Vielzahl von Massnahmen ergriffen habe.