Keine Pleitewelle: Deutsche Firmen zeigen sich robust

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Deutschland,

Deutschlands Unternehmen erweisen sich trotz der Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg bislang als robust. Die Zahl der Firmenpleiten war auch im ersten Halbjahr rückläufig. Doch jetzt befürchten Experten eine Trendumkehr.

Insolvenz
Die Zahl der Insolvenzen in der Schweiz ist gestiegen. - Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa

Der Ukraine-Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen stellen die Unternehmen in Deutschland vor grosse Herausforderungen. Dennoch ist eine Pleitewelle ausgeblieben. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen war im ersten Halbjahr sogar rückläufig, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag berichtete.

Allerdings befürchten die Experten angesichts der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen in der zweiten Hälfte eine Trendumkehr.

Weniger Insolvenzanträge

Insgesamt stellten zwischen Januar und Juni laut Creditreform 7300 Unternehmens Insolvenzanträge und damit 2,8 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. «Trotz über zwei Jahren Corona und der zuletzt massiven Kostenexplosion gibt es keinen Anstieg bei den Insolvenzen», berichtete der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Allerdings hätten die Belastungen durch den Ukraine-Krieg und die steigenden Energiepreise wohl auch noch nicht mit voller Wucht auf das Insolvenzgeschehen in Deutschland durchgeschlagen. Eine dramatische Pleitewelle sei aber auch im zweiten Halbjahr nicht zu erwarten.

Erste Auswirkungen der Verwerfungen seien in Teilen der Unternehmenslandschaft bereits zu erkennen, betonte die Wirtschaftsauskunftei. Bei Grossunternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz habe sich die Zahl der Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Prominente Beispiele seien die MV-Werften und die Modekette Orsay.

Ausserdem gebe es viele Insolvenzen von Selbstständigen, die meist ein vereinfachtes Insolvenzverfahren durchliefen und deshalb nicht als Unternehmensinsolvenzen gezählt würden. «Für viele Kleinstunternehmer und Freiberufler waren die Rahmenbedingungen in der Corona-Zeit denkbar schlecht», meinte Hantzsch.

Junge Firmen besonders betroffen

Auffällig ist auch, dass die insolventen Unternehmen im ersten Halbjahr deutlich jünger als in früheren Jahren waren. Fast ein Viertel war höchstens vier Jahre auf dem Markt. «Diese Entwicklung ist neu», sagte Hantzsch. In den Vorjahren seien die Insolvenzkandidaten immer älter geworden. Offenbar hätten Corona-Lockdowns und die immer wieder gestörten Lieferketten den jungen Firmen besonders zugesetzt.

Rund 68.000 Beschäftige waren laut Creditreform im ersten Halbjahr von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen, 8000 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Schäden für die Gläubiger summierten sich auf rund 19 Milliarden Euro.

Mit der Sorge über die künftige Insolvenzentwicklung steht Creditreform nicht allein. Der Kreditversicherer Allianz Trade hatte vor wenigen Wochen prognostiziert, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland bereits in diesem Jahr um 4 Prozent zunehmen könnte. Für das kommende Jahr rechnen die Experten mit einem Plus von 10 Prozent.

Angst vor Grosspleiten

Der Kreditversicherer befürchtet vor allem mehr Grosspleiten. Dies sei eine Folge eines ganzen Bündels von Problemen wie dem Krieg, den Lockdowns in China, unterbrochenen Lieferketten sowie gestiegenen Kosten für Arbeit, Energie und Rohstoffe. «Unternehmen sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wenn es kracht, dann richtig», sagte der Deutschland-Chef von Allianz Trade, Milo Bogaerts.

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen lag im ersten Halbjahr mit 32.800 um 23 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Vor einem Jahr hatte eine Änderung des Verbraucherinsolvenzrechts Erleichterungen für überschuldete Privatpersonen gebracht. Dadurch war die Zahl der Verbraucherinsolvenzen vorübergehend nach oben geschnellt.

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