Klimaschutz-Index: Deutschland etwas besser
«Unser Planet ist kaputt», hat der UN-Generalsekretär dieser Tage festgestellt. Fünf Jahre nach dem als historisch gefeierten Pariser Klimaabkommen liegt noch vieles im Argen im Kampf gegen die Erderhitzung. Doch eine neue Studie zeigt auch kleine Lichtblicke.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Klimaschutz hat sich Deutschland im internationalen Vergleich einer Übersicht mehrerer Umweltorganisationen zufolge etwas verbessert und ins obere Mittelfeld vorgeschoben.
Die Bundesrepublik hat im jährlichen Klimaschutz-Index vier Plätze gutgemacht und liegt nun auf Platz 19 - aber noch hinter Staaten wie Indien, Chile und Marokko. Die Gesamtbewertung lautet weiter nur «mittelmässig», wie die Autoren des Klimaschutz-Index von Germanwatch, des Climate Action Networks (CAN) und des New Climate Institute am Montag mitteilten.
«Desaströs» nannten die Organisationen das Abschneiden der USA: Zum Ende der Amtszeit von Präsident Donald Trump liegen sie zum zweiten Mal in Folge ganz am Ende der Liste von 57 Staaten und der EU - noch hinter Saudi-Arabien und dem Iran.
Spitzenreiter bleibt Schweden gefolgt von Grossbritannien, Dänemark, Marokko, Norwegen und Chile. Die Klimaschützer urteilten aber, dass kein Land «sehr gut» abschneidet, und liessen die ersten drei Plätze der Rangliste erneut frei. Der Index vergleicht Fortschritte und Versprechen im Klimaschutz von 57 Staaten und der EU, die Staaten sind für fast 90 Prozent der Treibhausgase weltweit verantwortlich.
Deutschlands Problemfelder sind nach dem Urteil der Studienautoren zu schwache Ausbauziele für erneuerbare Energien, viel zu wenig Fortschritt im Verkehrsbereich sowie ein noch immer hoher Energieverbrauch und auch hohe Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase pro Einwohner.
Die Autoren sehen auch ermutigende Signale. So könnte der Höhepunkt bei den weltweiten Emissionen von Kohlendioxid erreicht sein, erklärten sie. Der Index betrachte noch die Emissionen vor Beginn der Corona-Pandemie, zeichne also kein verzerrtes Bild. Demnach stiegen die Emissionen insgesamt nur noch ganz leicht, in mehr als der Hälfte der betrachteten Staaten sanken sie.
Zudem gäben viele der Hilfspakete gegen die Folgen der Corona-Krise Anlass zur Hoffnung, sagte Niklas Höhne vom New Climate Institute, der den Index mit verfasst hat. Die Mehrheit der Länder habe Massnahmen angekündigt, die den Wechsel zu treibhausgasarmen Technologien unterstützten. Allerdings gebe es in allen Ländern Widersprüche.
Wenige Tage vor den EU-Gipfelberatungen zum Klimaschutzziel 2030 an diesem Donnerstag und Freitag zeichnet der Index den Autoren zufolge ein zwiespältiges Bild des Staatenverbunds. Während vor allem die skandinavischen EU-Staaten, Aufsteiger Portugal und die EU selbst mit recht guten Noten in der Top-Region zu finden seien, gebe es mit Ungarn, Polen, Tschechien, Slowenien und Zypern auch Ausreisser nach unten. Jan Burck von Germanwatch, einer der Hauptautoren, forderte, die EU müsse ihren Wiederaufbau nach der Corona-Krise möglichst grün und nachhaltig ausrichten.
In der Gesamtwertung konnte sich die EU um sechs Plätze auf Rang 16 verbessern, allerdings fast ausschliesslich dank einer stark besser bewerteten Klimapolitik. «In der Platzierung stecken also ein paar Vorschuss-Lorbeeren», sagte Burck.
Ob der EU-Gipfel den erhofften grossen Fortschritt in der Klimapolitik bringt, war zuletzt noch offen: Noch unterstützen nicht alle 27 Staaten den Vorschlag der EU-Kommission, den Ausstoss von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Deutschland steht zwar dahinter. Aber Polen und andere mitteleuropäische Staaten, die stark auf Kohle angewiesen sind, haben Vorbehalte und fordern finanzielle Hilfe.
An diesem Samstag folgt dann eine Online-Konferenz der Vereinten Nationen und der britischen Regierung - anstatt des coronabedingt auf 2021 verschobenen UN-Weltklimagipfels. Die jährliche Konferenz hätte im November im schottischen Glasgow zusammenkommen sollen.