Lange Haftstrafen und Sicherungsverwahrung für Angeklagte in Lügde-Prozess
Im Prozess um den massenhaften Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde hat das Landgericht Detmold die beiden geständigen Angeklagten am Donnerstag zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Das Wichtigste in Kürze
- Landgericht Detmold verhängt Gefängnisstrafen von zwölf und 13 Jahren.
Der 56-jährige frühere Dauercamper Andreas V. erhielt eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren, der 34-jährige Mario S. von zwölf Jahren. Ausserdem ordnete die Strafkammer für beide Männer die anschliessende Unterbringung in der Sicherungsverwahrung an.
V. und S. gelten als Haupttäter der jahrelang unentdeckt gebliebenen Missbrauchsserie, die nach ihrem Bekanntwerden Ende Januar bundesweit Entsetzen auslöste. Das Urteil im Prozess um den hundertfachen Kindesmissbrauch auf dem Campingplatz Eichwald in Lügde-Elbrinxen fiel am elften Verhandlungstag. In den vergangenen zehn Wochen hatte die Detmolder Jugendschutzkammer 33 Zeugen, darunter 16 Opfer und zwölf Angehörige, vernommen. Die Anklage forderte im Prozess 14 Jahre Haft für V., zwölfeinhalb Jahre Gefängnis für S. sowie Sicherungsverwahrung für beide.
Die meisten Zeugenvernehmungen fanden in der Verhandlung aus Opferschutzgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Der Grossteil der Opfer war zu den Tatzeiten zwischen drei und 14 Jahre alt. Die Missbrauchsserie von Lügde gilt wegen polizeilicher Ermittlungspannen und Behördenversagens als einer der grössten Skandale der vergangenen Jahre. Unter anderem verschwand bei der Polizei Lippe Beweismaterial. Auch das Verhalten von Jugendämtern im Tatzeitraum wurde scharf kritisiert.