London-Terrorist führte Behörden hinters Licht

Felix Müller
Felix Müller

Grossbritannien,

Der Attentäter der London Bridge galt in England als Vorzeigebeispiel der Rehabilitation. Doch bei der ersten Gelegenheit schlug er zu.

London Bridge
Ein Polizist am Tatort auf der London Bridge im Zentrum Londons. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der London-Bridge-Attentäter Usman Khan wurde erst vor Kurzem aus dem Gefängnis entlassen.
  • Die Behörden hatten ihn schon als 14-Jährigen auf dem Radar.
  • Er galt als Vorzeigebeispiel der Rehabilitation.

Am vergangenen Freitag erstach Usman Khan auf der London Bridge zwei Menschen und verletzte drei weitere schwer. Der in England geborene Sohn pakistanischer Einwanderer war erst seit kurzem aus dem Gefängnis entlassen worden. Bis zum Freitag galt er in England als Vorzeigebeispiel der Rehabilitation.

Mit 17 erster Besuch von Anti-Terror-Einheit

Khan geriet schon in jungen Jahren ins Visier der Behörden. Wie die «Daily Mail» schreibt, bekam er im zarten Alter von 17 Jahren Besuch einer Anti-Terror-Einheit in seinem Elternhaus in Stoke.

bin laden
Osama bin Laden wurde 2011 getötet. - Keystone

Die Behörden durchsuchten sein Zimmer, nachdem er auf der Strasse Extremisten-Broschüren verteilte und mit einem Bild von Osama Bin Laden auf seiner Agenda im Unterricht erschien. Er soll ausserdem schon mit 14 Jahren in einem Cafe mit Freunden über die Video-Aufnahmen der 9/11-Terroranschläge gelacht haben.

Terrorzelle und Bombenbau im Wohnzimmer

Weil die Beweislage damals aber noch zu dünn war, liess sich eine Anklage gegen Khan nicht rechtfertigen. Die Behörden verwanzten aber seine Wohnung. So kam heraus, dass Khan zu Hause eine dreiköpfige Terrorzelle aufbaute und sich über den Bau von Bomben informierte.

Khan wurde 2012 für 16 Jahre eingesperrt, mit Chance auf vorzeitige Entlassung, falls er sich rehabilitieren liesse.

Der Attentäter wurde von der Polizei erschossen. - Keystone

Und genau diese Rolle spielte der hoch-intelligente Khan offenbar sehr überzeugend. Hinter Gittern schrieb er sich umgehend in ein Programm zur Deradikalisierung ein, worauf seine Gefängnisstrafe bei guter Führung nach acht Jahren automatisch beendet sein würde.

Vorzeigebeispiel der Rehabilitation

Im Gefängnis galt Khan als Vorzeigebeispiel der Rehabilitation. Er besuchte ein Reintegrationsprogramm der Universität Cambridge und galt als freundlich und zuvorkommend. Die renommierte Universität lud ihn sogar zu einem Seminar ein.

Universität Cambridge
Khan wurde sogar von der Universität Cambridge eingeladen. - Keystone

Als er vom Gefängnis einen Laptop bekam, schrieb er ein Dankes-Gedicht: «Ich schreibe, damit meine Worte ein beruhigendes Licht werden. Ich schreibe, um die kältesten Herzen zu erreichen. Ich schreibe, damit ich die Weggesperrten erreiche. Aus einer Welt, in der blendenden Blindheit versunken. Ich schreibe, damit ich ausdrücken kann, was ich richtig finde.»

Die Vollzugsanstalt war so begeistert von seiner Veränderung, dass sie Khan als Fallbeispiel erfolgreicher Rehabilitierung in einer Broschüre vorstellte.

Doch als Khan zum ersten Mal ein Trip nach Cambridge ohne Polizei-Eskorte zugestanden wurde, fiel die Maske. Auf der London Bridge erstach er zwei Menschen mit einem im Supermarkt gekauften Messer und verletzte drei weitere schwer.

Nur das beherzte Eingreifen dreier mit Feuerlöscher und Narwal-Zahn bewaffneten Passanten verhinderte Schlimmeres, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

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