2017 gab es beim französischen Verlag Prisma Media Morddrohungen per Brief. Für die Identifikation sollen alle Männer des Hauses zum DNA-Test.
Französische Polizisten bewachen die Champs-Elysées in Paris. (Symbolbild)
Französische Polizisten bewachen die Champs-Elysées in Paris. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die männlichen Angestellten eines Verlags in Frankreich mussten ihre DNA testen.
  • Hintergrund sind Morddrohungen in einem Brief, dem eine Kugel beigelegt war.
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Nach Morddrohungen beim französischen Zeitschriften-Verlag Prisma Media sollen alle männlichen Mitarbeiter zum DNA-Test antreten. Betroffen sind nach Angaben der Polizei 350 Angestellte des Verlags, der dem deutschen Verlag Gruner + Jahr gehört. Im Juli 2017 war bei der Prisma-Geschäftsführung ein erster anonymer Brief eingegangen, dem eine Kugel beigelegt war. Das Verlagshaus erstattete Anzeige bei der Polizei in Gennevilliers (FR) bei Paris.

Im Oktober folgte ein zweiter Brief, diesmal mit einer Gewehrpatrone. Weitere Drohbriefe folgten im Januar, April und Juni. Die Staatsanwaltschaft von Nanterre (FF) schaltete die Sicherheitsbehörde des Départements ein und weitete die Ermittlungen aus: Seit Mitte August werden männliche Angestellten aufgefordert, freiwillig eine DNA-Probe abzugeben. Verglichen werden sollen sie mit einer DNA-Spur, die an einer der Kugeln aus den Drohbriefen gefunden wurde.

«Einige haben nachts nicht geschlafen»

Polizei und Staatsanwaltschaft halten die Massnahme angesichts der bisher erfolglosen Ermittlungen für gerechtfertigt. Mitarbeiter kritisieren die Aktion. Die Drohungen hätten sich nur gegen das Management gerichtet, sagte der «Geo»-Journalist Emmanuel Vire, der zugleich die Journalistengewerkschaft SNJ-CGT vertritt. «Wenn es sich um einfache Angestellte gehandelt hätte, wären nicht solche Massnahmen ergriffen worden.»

Vire war einer der ersten, die von der Polizei eine Vorladung zum DNA-Test bekamen. Von Morddrohungen gegen die Prisma-Chefs wussten er und seine Kollegen zu diesem Zeitpunkt noch nichts. In dem Brief habe lediglich gestanden, dass es um einen DNA-Test im Zuge eines Ermittlungsverfahrens bei Prisma gehe. Einzelheiten seien nicht genannt worden, kritisiert Vire. Dies habe viele Mitarbeiter verängstigt, «einige haben nachts nicht geschlafen».

Spannungen zwischen Mitarbeitern und Führung

Eine Journalistin, die anonym bleiben will, berichtete von Spannungen zwischen vielen Prisma-Mitarbeitern und der Verlagsführung. Es habe viel Druck und einige Fälle von Burnout gegeben. Viele Mitarbeiter hätten Prisma zuletzt nicht im Guten verlassen, bestätigte Vire.

Der Verlag, der rund 20 Titel wie «Voici» und «Gala», die Frauenzeitschrift «Femme Actuelle» und das Fernsehprogrammheft «Télé Loisirs» herausgibt, hatte erst kürzlich das Magazin «VSD» an den Unternehmer Georges Ghosn verkauft. Die Verlagsleitung wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP keine Stellungnahme abgeben.

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