Meloni verteidigt Behörden bei Bootsunglück - inzwischen 70 Tote

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Bern,

Giorgia Meloni verteidigt die Behörden für das Vorgehen beim Schiffsunglück vor den Küsten Italiens, bei dem mindestens 70 Menschen starben.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Olivier Matthys/AP/dpa
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Olivier Matthys/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Olivier Matthys

Das Wichtigste in Kürze

  • Italiens Ministerpräsidentin verteidigt ihre Behörden für das Verhalten beim Bootsunfall.
  • «Unsere Behörden wurden von Frontex nicht wegen einer Notsituation kontaktiert.»

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat die Polizei und die Küstenwache für deren Vorgehen in der Nacht des Schiffsunglücks mit Dutzenden toten Migranten verteidigt. Knapp eine Woche nach dem Unfall vor der Küste der süditalienischen Region Kalabrien sagte Meloni am Samstag: «Unsere Behörden wurden von Frontex nicht wegen einer Notsituation kontaktiert.»

Die europäische Grenzschutzbehörde Frontex hatte das Holzboot am Abend des 25. Februar von einem Flugzeug aus erfasst und die Sichtung nach Rom gemeldet. Wenige Stunden später sank das Boot bei hohem Wellengang.

Meloni unterstrich vor Reportern im Rahmen einer Reise in Abu Dhabi: «Uns wurde nicht gemeldet, dass dieses Boot einen Schiffbruch riskiert.» Rom erklärte bereits, dass deshalb in jener Nacht nicht die Küstenwache – und deren für Notfälle ausgestatteten Schiffe – sondern die für Grenzangelegenheiten zuständige Finanzpolizei ausgerückt war. Bei hohem Seegang aber kehrten deren zwei Schiffe schnell zurück in den Hafen, ohne das Migrantenboot entdeckt zu haben.

Wegen der Vorkommnisse ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft. Meloni erklärte sich «ein bisschen getroffen» von der Kritik, dass Italien bewusst geschlampt hätte in jener Nacht. «Gibt es in diesem Land jemanden, der wirklich meint, dass diese Regierung bewusst mehr als 60 Leute sterben liess, darunter Kinder?», fragte sie. «Glaubt denn jemand, die Regierung hätte 60 Menschen retten können und darunter ein Kind von etwa drei Jahren, dessen Leiche wir heute erst gefunden haben, es dann aber nicht machte? Ich bitte euch...!»

Migration Italy Shipwreck
Überlebende und Angehörige der Opfer des Schiffsunglücks vom vergangenen Sonntag beten vor den Särgen, die in der örtlichen Sporthalle in Crotone, Süditalien, aufgereiht sind, Mittwoch, 1. März 2023. Mindestens 67 Menschen, darunter 14 Minderjährige, starben, als ihr überfülltes Holzboot 100 Meter vor der Küste von Cutro auf Untiefen auflief und am frühen Sonntag bei rauer See auseinanderbrach. - keystone

Während Meloni in Abu Dhabi sprach, fanden Suchmannschaften an einem Strandabschnitt mehrere Kilometer vom Unglücksort entfernt den leblosen Körper eines Jungen. Am Morgen war schon die Leiche eines anderen Kindes angespült worden. Die Opferzahl stieg damit auf 70, wie ein Kommandant der Carabinieri auf Anfrage bestätigte. Es werden noch weitere Menschen vermisst; rund 80 Leute überlebten das Unglück.

Zur Kritik, dass Meloni bislang nicht selbst an den Unglücksort gereist ist, sagte die Regierungschefin, dass schon am ersten Tag nach der Katastrophe der zuständige Innenminister in Kalabrien gewesen sei. Zuletzt besuchte zudem Staatspräsident Sergio Mattarella den Ort Crotone, wo die Toten in Särgen in einer Sporthalle aufgebahrt sind. Meloni kündigte an, in jener Gegend eine der nächsten Sitzungen des Ministerrats abhalten und dort über Migration sprechen zu wollen.

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