Die Lage in Belgorod ist angespannt. Die Bevölkerung muss sich zwischen Fake-News, Artilleriebeschuss und Zerstörung für Flucht oder Bleiben entscheiden.
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Bewohnende der Stadt Schebekino in der russischen Grenzregion Belgordo harren in einem Luftschutzkeller aus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Situation in der russischen Grenzregion Belgorod ist angespannt.
  • Das Misstrauen in der Bevölkerung ist gross, sagt der Oppositionspolitiker Ilja Kostjukow.
  • Abweichende Kommunikation der verschiedenen Behörden und Fake-News verschlimmern die Lage.
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Das Leben in Schebekino steht Kopf. Eigentlich tut es das überall im russischen Oblast Belgorod. Der Ort liegt sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. In friedlicheren Zeiten, bevor das Artilleriefeuer kam, war Schebekino das Zuhause von rund 40'000 Menschen.

Täglich lesen sich in den Sozialen Medien Warnungen wie: «Geht runter in die Keller! Schebekino unter Beschuss.» Aufnahmen der Zerstörung steuern das Ihrige bei. Mancherorts ist die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen, Behörden sperren Strassen und leiten den öffentlichen Verkehr um, Menschen sterben.

Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, wurden die Einwohner Anfang Juni aufgefordert, den Ort zu verlassen. Es war die erste fast vollständige Evakuation einer russischen Stadt seit Kriegsbeginn. Viele Menschen flüchteten sich in die Notunterkünfte der Oblast-Hauptstadt Belgorod, heisst es in den Regionalzeitungen.

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Der russische Oblast Belgorod steht seit Monaten unter Beschuss.
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Die Menschen sind misstrauisch geworden. Dass sich die Kommunikation verschiedener Behörden unterschiedet, ist dabei wenig hilfreich.
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Fake-News in den Sozialen Medien verschlimmert die Informationslage.

Das Misstrauen ist Ilja Kostjukow zufolge gross. «Jeder hat grosse Angst vor jedem Rascheln, jedem Lärm und jeder Person», sagt das Mitglied der liberalen Oppositionspartei Jabloko. «Die Anspannung ist enorm.» Die Situation in den Orten nah der Front sei «fürchterlich».

Menschen haben Angst vor Plünderern

Die derzeitige Informationslage ist dabei wenig hilfreich. Wo wird gekämpft? Wurde dieser Ort eingenommen? Das Verteidigungsministerium und die lokalen Behörden finden auf solche Fragen nur allzu oft unterschiedliche Antworten.

Hinzu kommen Fake-News, gezielt gestreut oder irrtümlich produziert. Alles zusammen macht es den Menschen in Belgorod schwer, Realität und Lüge auseinanderzuhalten.

Und dann wären da noch die Plünderer. Online werden Videos von eingeschlagene Türen von Geschäften geteilt. «Die Leute nehmen alles mit, holen absolut alles heraus», zitiert die «Süddeutsche Zeitung» aus einem solcher Videos.

Verfolgen Sie das Geschehen im Ukraine-Krieg?

Für manche sind dies nach Einschätzung der Zeitung wohl genügend Gründe, um in ihren Häusern auszuharren. Auch wenn daneben geschossen wird.

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