Nach Signa-Drama: Galeria Karstadt Kaufhof steht vor Insolvenz
Zum dritten Mal in drei Jahren steht Galeria Karstadt Kaufhof vor einer Insolvenzanmeldung. Grund ist der Kollaps der Muttergesellschaft Signa-Holding.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Signa-Kollaps steht Galeria vor seiner dritten Insolvenzanmeldung.
- Die Insolvenzanmeldung wird bis Mitte kommender Woche erwartet.
- Aktuell hofft die Warenhauskette noch auf einen Investor.
In den vergangenen drei Jahren wurde Galeria gleich mehrfach von Krisen bedroht: Sowohl die Corona-Pandemie als auch die Inflation setzten dem Unternehmen enorm zu. Vergangenen März sollte mit der Ankündigung einer umfangreichen Sanierung dann der Aufwind eingeleitet werden. 52 der 129 Filialen sollten geschlossen sowie über 4'000 Mitarbeiter entlassen werden, um den Fokus auf neuen Profit zu setzen.
Die erwartete Kehrtwende blieb jedoch aus: Im November meldete der Mutterkonzern Signa-Holding Insolvenz an und macht die geplante Sanierung unmöglich. Denn Signa hatte der Warenhauskette für 2024 und 2025 200 Millionen Euro für die Erneuerung zugesagt.
Sechswöchige Frist zur Insolvenzanmeldung bei Überschuldung
Vor knapp sechs Wochen ging Galeria daraufhin zu einer Notgeschäftsführung über. Da die von Signa angekündigte finanzielle Unterstützung nicht eintreffen wird, droht der Warenkette nun die Überschuldung. Der Konzern verzeichnet aktuell noch 12'500 Mitarbeiter und 110 Kaufhäuser, wobei für Ende Januar weitere Schliessungen vorgesehen sind.
Die drohende Überschuldung gibt Galeria eine Frist von sechs Wochen zur Insolvenzanmeldung. Die Anmeldung wird für Montag oder Dienstag erwartet und muss der Frist nach bis spätestens Wochenmitte erfolgen.
Galeria treibt heikles Spiel: Vorwurf der Insolvenzverschleppung möglich
Die «neue Zürcher Zeitung» beschreibt das Hinauszögern der Insolvenzanmeldung bis zum Fristablauf als eine heikle Situation. Ein anonym zitierter Insolvenzverwalter bezeichnet das Vorgehen unter Aufstellung einer Notgeschäftsführung als letzte Hoffnung zur Rettung: Man hoffe auf einen Investor in letzter Sekunde, während man die Insolvenzanträge vorbereite.
Das sei jedoch riskant, da unter diesen Umständen der Vorwurf der Insolvenzverschleppung mit strafrechtlichen Folgen drohe. Sollte es dazu kommen, müssten die Vorstände sogar mit ihrem eigenen Kapital haften.
Überteuerte Mieten: 70 Millionen Euro jährlich
Für das Warenunternehmen besteht dabei noch die Hoffnung auf ein sogenanntes Schutzschirmverfahren. Dabei könnte die Geschäftsführung den Insolvenzverwalter selbst vorschlagen. Dass Galeria aufgrund der vergangenen Krisen bereits zwei Schutzschirmverfahren absolviert hat, könnte den Prozess allerdings blockieren.
Trotz der Misslage beschreibt die «NZZ» die Situation auch als Chance: Mit einem Besitzerwechsel könnte sich Galeria von den Zwängen und überzogenen Mieten der Signa-Holding befreien. Diese waren durch Signa überteuert angesetzt und kosteten Galeria jährlich 70 Millionen Euro (etwa 65 Millionen Franken).