Trotz Hinweisen keine heisse Spur im Fall Lübcke
Kassels Regierungspräsident wird vor seinem Haus erschossen. Warum und von wem, ist auch vier Tage nach der Tat unklar. Durch einen Zeugenaufruf gehen neue Hinweise ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Fall des erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten hat ein Zeugenaufruf im TV zunächst keinen Durchbruch bei den Ermittlungen gebracht.
Nachdem die ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» über den Tod von Walter Lübcke (65) berichtet hatte, seien zwar 80 Hinweise eingegangen. «Eine ganz heisse Spur war aber noch nicht dabei», sagte Torsten Werner, Sprecher der Sonderkommission (Soko) der Polizei.
Da in der Tatnacht nur wenige Meter entfernt vom Haus des CDU-Politikers eine Kirmes stattfand, hatten die Ermittler Besucher darum gebeten, Fotos und Videos des Festes an die Polizei zu schicken. Auch nach Zeugen, die einen Schuss gehört hatten, wurde gesucht. Dieses Material werde nun ausgewertet, sagte Andreas Thöne, Sprecher der Staatsanwaltschaft Kassel: «Zum Stand der Ermittlungen gibt es nichts, was wir verlautbaren können.»
Laut Staatsanwaltschaft war erneut der Tatort in dem 900-Einwohner-Dorf Wolfhagen-Istha bei Kassel nach Spuren abgesucht worden. Die Arbeit soll an diesem Freitag abgeschlossen werden. Zudem wurde die Soko «Liemecke» von etwa 20 auf rund 50 Beamte verstärkt. Es sei üblich, dass solch eine Einheit im Laufe der Ermittlungen aufgestockt werde, sagte Polizeisprecher Werner.
Lübcke war in der Nacht zum Sonntag gegen 0.30 Uhr auf der Terrasse seines Wohnhauses mit einer Schussverletzung am Kopf entdeckt worden. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Die Obduktion ergab, dass der Politiker mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe getötet worden war. Das Motiv ist unklar.
Die Trauerfeier für den Regierungspräsidenten wird am 13. Juni (16.00 Uhr) in Kassel stattfinden. In der Martinskirche werde es einen Trauergottesdienst mit «protokollarischen Ehrenbekundungen» geben, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin in Hessen, Elke Cezanne.
Bei dem Trauergottesdienst werden Polizei und Bundeswehr eine Ehrenwache am Sarg halten. Zudem werde der Sarg mit der Hessen-Fahne bedeckt. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Martin Hein, werden sprechen.