Nigerias Ex-Vize-Parlamentspräsident wegen Organraub-Skandals schuldig gesprochen

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Grossbritannien,

In London ist Nigerias früherer Vize-Parlamentspräsident Ike Ekweremadu für den Versuch schuldig gesprochen worden, einen Strassenhändler aus seiner Heimat als Organspender für seine nierenkranke Tochter zu missbrauchen.

Ike Ekweremadu wurde in London schuldig gesprochen
Ike Ekweremadu wurde in London schuldig gesprochen - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Ike Ekweremadu droht lebenslange Haft in Grossbritannien.

Mit dem 60-jährigen Politiker sprachen die Geschworenen am Donnerstag auch dessen 56 Jahre alte Frau Beatrice sowie einen 50-jährigen Arzt schuldig. Die drei Angeklagten hatten sich demnach verschworen, den Strassenverkäufer aus Lagos nach Grossbritannien zu locken und ihm dort eine Niere zu entnehmen.

Ekweremadus 25-jährige Tochter Sonia, für die die Organspende gedacht war, wurde freigesprochen, nachdem die Geschworenen knapp 14 Stunden beraten hatten. Der 21 Jahre alte Strassenhändler hatte vor Gericht geschildert, erste Tests in Grossbritannien hätten ergeben, dass er nicht als Organspender für Sonia Ekweremadu infrage komme. Die 24-Jährige ist weiterhin auf Dialyse angewiesen.

Den drei Verurteilten droht nun lebenslange Haft. Das Strafmass soll am 5. Mai verkündet werden.

Der Strassenhändler war nach eigener Aussage in Lagos von einem Arzt angesprochen wurde, der für Ike Ekweremadu arbeitete. Er sei in dem Glauben nach Grossbritannien gereist, dass er dort eine Arbeit bekomme. Dass es den Drahtziehern nur um seine Niere gegangen sei, habe er erst gemerkt, als er vergangenes Jahr in ein Londoner Krankenhaus gebracht worden sei. Für die Niere sollten nach Auffassung des Gerichts bis zu 7000 Pfund (rund 7900 Euro) gezahlt werden.

Weiter schilderte der junge Mann, nachdem die Ärzte ihm gesagt hätten, dass er kein geeigneter Organspender sei, sei er aus der Klinik geflohen und habe drei Tage lang auf der Strasse geschlafen. Schliesslich ging er im Mai vergangenen Jahres auf eine Polizeiwache und sagte dort, er suche «jemanden, der mein Leben rettet».

Die vier Angeklagten wiesen die Vorwürfe zurück. Ihre Anwälte erklärten, der junge Mann habe aus selbstlosen Motiven eine seiner beiden Nieren spenden wollen. Ike Ekweremadu sagte vor Gericht aus, er sei offenbar «übers Ohr gehauen» worden.

Chefanklägerin Joanne Jakymec sprach hingegen von einer «schrecklichen Verschwörung, ein hilfloses Opfer auszubeuten». Dabei hätten die Angeklagten «völlige Missachtung für das Wohlergehen und die Gesundheit» des Strassenhändlers bewiesen, der nur «ein begrenztes Verständnis von dem, was ablief», gehabt habe.

Das Verfahren gegen das Ehepaar Ekweremadu und den Arzt ist der erste Prozess wegen Verschwörung zum Organraub auf Grundlage eines Gesetzes gegen moderne Sklaverei, das 2015 im Vereinigten Königreich in Kraft getreten war. Organspende ist in Grossbritannien erlaubt, es ist aber nicht legal, Organe zu verkaufen oder zu kaufen.

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