«Ossi»-Beleidigung - Ost-Länder kritisieren Springer-Chef
Vor allem im Osten Deutschlands ist die Empörung über Mathias Döpfner gross. «Die ossis werden nie Demokraten», soll der Springer-Chef in einer SMS geschrieben haben. Die Länderchefs reagieren scharf.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kritik aus dem Kreis der ostdeutschen Ministerpräsidenten an Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner wegen angeblicher abfälliger Bemerkungen über Ostdeutsche wird lauter.
Der brandenburgische Landeschef Dietmar Woidke (SPD) teilte mit: «Die abwertenden Äusserungen von Herrn Döpfner sind nicht zu rechtfertigen. Es ist bezeichnend und schockierend, dass der Vorstandsvorsitzende der grössten deutschen Verlagsgruppe über 33 Jahre nach dem Mauerfall offenbar so wenig über die Mitmenschen in seiner Wahlheimat hier in Brandenburg und Ostdeutschland weiss.»
Die Wochenzeitung «Die Zeit» hatte am Donnerstag über die angeblichen konzerninternen Nachrichten berichtet. Darunter wurde dieses Zitat aufgeführt, das inklusive Rechtschreibfehlern wiedergegeben wurde und von Döpfner aus dem Jahre 2019 stammen soll: «Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.»
Schwesig: Zeichen grosser Respektlosigkeit
Deutlich Kritik an Döpfner kam auch von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Die friedliche Revolution 1989 sei eine Leistung der Menschen in Ostdeutschland gewesen, unterstrich die SPD-Politikerin in Schwerin. Viele hätten sich danach ihr Leben neu aufbauen müssen, weil sie zum Beispiel von Arbeitslosigkeit betroffen gewesen seien. «Die Leistungen der Menschen im Osten derart geringzuschätzen, ist ein Zeichen grosser Respektlosigkeit.» Im Übrigen mache die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler im Osten ihr Kreuz bei einer demokratischen Partei.
Bereits am Donnerstag hatte der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) den Chef des Medienhauses, das die Marken «Bild» und «Welt» im Portfolio hat, kritisiert. Bei «t-online» warf er Döpfner vor, die deutsche Einheit geistig nie vollzogen zu haben – jede seiner Zeilen lebe den Geist der Spaltung.
Springer-Chef Döpfner hatte in einer Reaktion auf den «Zeit»-Artikel in einem betriebseigenen Intranet-Beitrag seinerseits betont: «Ich habe natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands. Aber ich bin seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind.» Der Erfolg der AfD beunruhige ihn.