Ob für Besuche von Freunden und Verwandten, zum Einkaufen oder auch zum Schulbesuch: Wer von Deutschland und nach Polen reisen will und umgekehrt, kann das wieder bei offener Grenze tun.
Octavian Ursu (Mitte r), Oberbürgermeister von Görlitz, und Rafal Gronicz (Mitte l), Bürgermeister von Zgorzelec (Polen), öffnen gemeinsam den Grenzzaun auf der Görlitzer Altstadtbrücke. Foto: Daniel Schäfer/dpa-Zentralbild/dpa
Octavian Ursu (Mitte r), Oberbürgermeister von Görlitz, und Rafal Gronicz (Mitte l), Bürgermeister von Zgorzelec (Polen), öffnen gemeinsam den Grenzzaun auf der Görlitzer Altstadtbrücke. Foto: Daniel Schäfer/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Polen hat seine Grenzen zu allen EU-Nachbarländern nach knapp drei Monaten Corona-Krise wieder geöffnet.
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In der Nacht endete die Schliessung.

Dies bedeute, dass es auch keine Fieber-Kontrollen und keine Quarantänepflicht für Einreisende aus der EU mehr gebe, sagte eine Sprecherin des polnischen Grenzschutzes laut Nachrichtenagentur PAP. «Wir kehren zum freien Reisen zurück.»

Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes wurden in den knapp drei Monaten der Grenzschliessung rund 2,5 Millionen Menschen kontrolliert, davon allein knapp zwei Millionen an den Grenzübergängen zu Deutschland. Insgesamt hätten 270 Menschen versucht, sich entgegen den Vorschriften auf polnisches Gebiet zu begeben. An der deutsch-polnischen Grenze gab es 105 solcher Fälle, davon 51 polnische und 24 ukrainische Staatsangehörige.

Die Öffnung wurde in Polen und Deutschland gefeiert: Die Chefs der zwei Nachbarstädte Frankfurt (Oder) und Słubice, Oberbürgermeister René Wilke (Linke) und Mariusz Olejniczak, gingen um Mitternacht auf der Stadtbrücke aufeinander zu und umarmten sich. «Es war schon ein sehr emotionaler, besonderer Moment», sagte Wilke der Deutschen Presse-Agentur. «Es war eine Geste von ganz, ganz vielen Menschen auf beiden Seiten der Oder.» Er habe seinem Kollegen gesagt: «Schön, Dich zu sehen!»

Die Bürgermeister von Görlitz und der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec öffneten in der Nacht zu Samstag mit Bolzenschneidern den aufgestellten Grenzzaun wieder. Um Mitternacht schnitten Octavian Ursu (CDU) und sein polnischer Kollege Rafal Gronicz die Ketten des Zauns auf der Altstadtbrücke durch. Dieser hatte die Städte über mehrere Monate voneinander getrennt. Rund 400 bis 500 Menschen sollen am Ort auf der deutschen und polnischen Seite gewesen sein. Im Anschluss feierten zahlreiche Menschen die Öffnung.

Auf Usedom, das teils zu Mecklenburg-Vorpommern und teils zu Polen gehört, war die Erleichterung über die Öffnung der deutsch-polnischen Grenze gross. Hotellerie und Gastronomie auf Usedom sind ohne polnisches Personal nicht mehr denkbar. Dem Kurdirektor der drei Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck, Thomas Heilmann, zufolge haben einzelne Tourismusbetriebe bis zu 80 Prozent polnische Mitarbeiter. Im Durchschnitt seien es 15 bis 20 Prozent.

Mitte März hatte die nationalkonservative Regierung in Warschau als Schutzmassnahme gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus die EU-Binnengrenzen für Ausländer geschlossen. Ausnahmen galten für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Polen, die aus dem Ausland zurückkehrten, mussten für 14 Tage in Quarantäne. Die Einführung dieser Regelung hatte besonders Pendler an der deutsch-polnischen Grenze hart getroffen. Für sie wurde erst später eine Ausnahmeregelung vereinbart.

Für die Grenzregionen geht damit eine schwierige Zeit zu Ende. Nun könnten viele polnische Kunden wieder in Frankfurt (Oder) einkaufen und Deutsche zum Einkaufen nach Polen, sagte der Oberbürgermeister. Es werde auch wieder leichter für Familienbesuche sowie für hunderte Schüler und Kita-Kinder. «Das fühlte sich an, als wenn ein Teil von uns abgeschnitten ist», sagte Wilke über die geschlossene Grenze.

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