Französische Polizistin bei Messerangriff in Vorort von Nantes schwer verletzt
Erneuter Angriff auf die Polizei in Frankreich: Bei der zweiten Messerattacke innerhalb weniger Wochen ist am Freitag eine Polizistin schwer verletzt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Psychisch kranker Gefährder nahm auf der Flucht eine Geisel.
Nach Angaben der Ermittler ereignete sich der Anschlag in einer Polizeiwache in einem Vorort von Nantes in Westfrankreich. Der als psychisch krank geltende islamistische Täter flüchtete mit der Dienstwaffe der Polizistin und kam nach einem Schusswechsel mit Polizisten ums Leben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft nahm er auf der Flucht eine junge Frau als Geisel.
«Der Täter hatte es gezielt auf Polizisten abgesehen», sagte Innenminister Gérald Darmanin bei einem Besuch vor Ort. Nach seinen Angaben war der rund 40 Jahre alte Mann als Gefährder bekannt. Der in Frankreich geborene Angreifer hatte demnach 2016 im Gefängnis gesessen und war wegen «einer besonders strengen Auslegung des Islam als radikalisiert gelistet», wie Darmanin sagte. Nach Justizangaben soll der Täter unter einer schweren Schizophrenie gelitten haben.
Die Tat ereignete sich den Ermittlern zufolge am Freitagmorgen auf dem Polizeirevier von La Chapelle-sur-Erdre nördlich von Nantes. Die Polizei suchte mit einem Grossaufgebot von 80 Polizisten, zwei Hubschraubern und drei Hundestaffeln nach dem bewaffneten Angreifer, der zu Fuss flüchtete. Bei dem späteren Schusswechsel mit dem Täter wurden zwei Polizisten verletzt.
Auf seiner Flucht brach der Angreifer in eine Wohnung ein, wo er eine junge Frau für zweieinhalb Stunden als Geisel nahm, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Von dort habe er auf die ihn verfolgenden Polizisten geschossen.
Der Täter konnte nach einem Schusswechsel festgenommen werden und erlag kurze Zeit später seinen Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt eigenen Angaben zufolge wegen versuchten Mordes an der Polizistin und den zwei beim Schusswechsel verletzten Beamten sowie wegen Geiselnahme.
Die erneute Tat ist Wasser auf die Mühlen der französischen Sicherheitskräfte, die seit Monaten mehr Unterstützung durch die Politik fordern. Unter dem Motto «Bezahlt um zu dienen, nicht um zu sterben» hatten vor gut einer Woche zehntausende Polizisten vor der Pariser Nationalversammlung demonstriert.
Auslöser war der gewaltsame Tod zweier Kollegen: Ende April hatte ein mutmasslicher Islamist eine Polizistin in Rambouillet südlich von Paris mit einem Messer tödlich verletzt, Anfang Mai wurde ein Polizist bei einem Einsatz gegen Drogenhändler in Avignon in Südfrankreich getötet. Auch zuvor waren französische Polizisten und Soldaten immer wieder zur Zielscheibe von Islamisten geworden.
In Frankreich finden in gut drei Wochen Regional- und Départementswahlen statt, der letzte Stimmungstest vor der Präsidentschaftswahl in einem Jahr. Die innere Sicherheit ist dabei ein beherrschendes Thema. Das rechte Lager fordert schärfere Massnahmen, allen voran die Partei Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) von Marine Le Pen. Sie erklärte nach dem neuen Angriff, die «Barbarei» müsse beendet werden.