Massive Raketenangriffe: Israel antwortet mit Luftschlag

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Israel,

In Jerusalem gibt es die heftigsten Auseinandersetzungen seit Jahren. Im Fokus steht der Tempelberg. Die islamistische Hamas reagiert mit massivem Raketenbeschuss. Bei Gegenangriffen in Gaza gibt es Tote. Netanjahu stimmt die Israelis auf einen längeren Konflikt ein.

Laut einem Sprecher der israelischen Armee wurden Dutzende Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert. Foto: Mohammed Talatene/dpa
Laut einem Sprecher der israelischen Armee wurden Dutzende Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert. Foto: Mohammed Talatene/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist am Montag gefährlich eskaliert.

Nach massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf Israel bombardierte die israelische Luftwaffe Ziele in dem Küstenstreifen.

Wie die Armee mitteilte, wurden dabei drei Aktivisten der dort herrschenden islamistischen Hamas gezielt getötet. Das Militär veröffentlichte bei Twitter ein Video des Vorfalls im Norden des Küstengebiets.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden im Gazastreifen insgesamt 20 Palästinenser getötet, darunter neun Kinder. Zudem seien 67 Menschen verletzt worden. Es war zunächst unklar, unter welchen genauen Umständen die Menschen zu Tode kamen. Es gab auch Berichte aus dem Gazastreifen, nach denen einige Einwohner möglicherweise durch fehlgeleitete Raketen der eigenen Seite getötet wurden.

UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer Eskalationsspirale, verurteilte laut einem Sprecher den Abschuss von Raketen aus dem Gazastreifen «aufs Schärfste» und forderte von Israelis und Palästinensern «maximale Zurückhaltung». Die UN betonten erneut ihre «tiefe Besorgnis» über die mögliche Vertreibung von palästinensischen Familien aus dem Stadtteil Scheich Dscharrah im «besetzten Ost-Jerusalem». Eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates endete Diplomaten zufolge aufgrund des Widerstands der USA ohne eine gemeinsame Stellungnahme, die die Gewalt verurteilt und Besorgnis über mögliche Vertreibungen ausgedrückt hätte.

Nach schweren Zusammenstössen auf dem Tempelberg in Jerusalem hatte die Hamas per Ultimatum den Abzug aller Polizisten und Siedler vom Tempelberg (Al-Haram al-Scharif/Das edle Heiligtum) sowie aus dem Viertel Scheich Dscharrah in Ost-Jerusalem gefordert. Als Israel dem nicht nachkam, begann kurz nach 18 Uhr Ortszeit der Beschuss. Ein Hamas-Sprecher sagte, die Raketen seien eine «Botschaft» an den Feind Israel. Es handele sich um eine «Reaktion auf seine Verbrechen und Aggression gegen die heilige Stadt» sowie auf Israels Vorgehen auf dem Tempelberg und in Scheich Dscharrah. Zu den Angriffen bekannte sich auch die Gruppe Islamischer Dschihad.

Ein Armeesprecher sagte, es seien Dutzende Raketen abgefeuert worden. Die meisten von ihnen seien in offenem Gelände niedergegangen oder abgefangen worden. Warnsirenen ertönten im Gebiet um den Gazastreifen sowie in den Städten Beit Schemesch, Aschkelon und Sderot. Vom Gazastreifen wurde nach Angaben des Sprechers zudem eine Panzerabwehrwaffe auf zivile Fahrzeuge abgefeuert. Ein Zivilist sei verletzt worden.

Der Sprecher sagte weiter, sechs Raketen seien auch in Richtung Jerusalem abgeschossen worden. Eine habe ein ziviles Haus in einem Vorort getroffen, eine sei abgefangen worden. Die anderen seien in offenen Gelände niedergegangen. Letztmals sei in der Stadt im Sommer 2014 Raketenalarm ausgelöst worden. Ein Marsch in der Stadt anlässlich des Jerusalem-Tages wurde nach Polizeiangaben wegen der Angriffe abgebrochen. Berichten zufolge wurde das Parlament in Jerusalem geräumt.

Nach Angaben des Armeesprechers waren an den Angriffen mehrere palästinensische Organisationen beteiligt gewesen. Nach seinen Angaben wird aber die im Gazastreifen herrschende, islamistische Hamas für die Attacken verantwortlich gemacht. Es sei Israels Absicht, ihr einen schweren Schlag zu versetzen. Zur möglichen Dauer eines Armeeeinsatzes äusserte er sich nicht.

Nach Medienberichten genehmigte das Sicherheitskabinett massive Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte den militanten Palästinenserorganisationen eine harte Reaktion an. Die israelischen Bürger müssten sich darauf einstellen, dass der gegenwärtige Konflikt längern dauern könnte, sagte er.

Auf dem Tempelberg war es am Montagmorgen erneut zu Auseinandersetzungen gekommen. Vor der Al-Aksa-Moschee setzten Polizisten Blendgranaten, Tränengas und Gummigeschosse gegen Steine werfende Palästinenser ein. Palästinensische Rettungskräfte sprachen von mehr als 300 Verletzten. Nach Polizei-Angaben wurden fast zwei Dutzend Beamte verletzt.

Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist für Juden wie Muslime von herausragender Bedeutung. Es ist die drittheiligste Stätte im Islam. Zugleich standen dort früher zwei jüdische Tempel, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest jenes zerstörten Tempels und die heiligste Stätte der Juden.

Der Status Jerusalems ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als «ewige und unteilbare Hauptstadt» für sich. Die Palästinenser halten ihrerseits an ihrem Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt fest.

Die Lage im Westjordanland und im arabisch geprägten Ostteil Jerusalems ist seit Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan angespannt. Viele Palästinenser sind zornig, weil die Polizei Bereiche der Altstadt abgesperrt hatte, um Versammlungen zu verhindern. Zudem drohen einigen palästinensischen Familien im Stadtteil Scheich Dscharrah Wohnungsräumungen durch israelische Behörden. Dies verschärfte die Spannungen. Vergangenes Wochenende hatte es jede Nacht Konfrontationen mit zahlreichen Verletzten im Osten der Stadt gegeben.

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