Regisseur Andreas Dresen (58, «Gundermann») hat sich für seinen neuen Film einen politischen Fall vorgenommen. Er erzählt die Geschichte des Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz. Dessen Geschichte habe er damals im Fernsehen verfolgt und dort auch die Interviews gesehen, die er nach seiner Rückkehr gegeben habe, sagte Dresen der Deutschen Presse-Agentur.
Regisseur Andreas Dresen
ARCHIV - 08.08.2021, Brandenburg, Neuhardenberg: Andreas Dresen, Regisseur, Musiker und Sänger, vor seinem Auftritt zum Sommerprogramm im Park vom Schloss Neuhardenberg. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Dann habe ihm ein Produzent Murats Buch «Fünf Jahre meines Lebens» zu lesen gegeben.
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«Das war wie ein Schlag in die Magengrube, muss ich ehrlich sagen. Weil es so sehr an meinem Gerechtigkeitsempfinden gerüttelt hat», sagte Dresen, dessen Film nun auf der Berlinale läuft.

«Wenn man von Folter hört, liegt das ja meist lange zurück oder findet unter totalitären Verhältnissen statt und man denkt: »Zum Glück ist das heute und hier ja alles ganz anders.« Die Geschichte von Murat Kurnaz spielt aber in einer Zeit, in der ich fröhlich mit meinen Freunden durch Berlin gezogen bin. Und Guantánamo gibt es heute immer noch. Es ist ein unfassbarer Skandal, dass so etwas möglich ist - unter den Vorzeichen von Demokratie in unseren Ländern.»

Der in Bremen aufgewachsene Kurnaz war von 2002 bis 2006 ohne Anklage im US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba inhaftiert. Dresen erzählt den Fall aus der Perspektive der Mutter - der Film heisst «Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush». Es habe sich für ihn sehr schwierig gestaltet, Guantánamo direkt zu erzählen, sagte Dresen. «In seiner Düsternis und Hoffnungslosigkeit ist das ja kaum auszuhalten.» Das Gefangenenlager war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 von der Regierung des damaligen US-Präsidenten George W. Bush errichtet worden, um mutmassliche Terroristen festzuhalten.

Er habe sich recht häufig mit Kurnaz - heute 39 Jahre alt - in Bremen getroffen und dabei auch irgendwann seine Mutter kennengelernt. «Eine so tolle Person!», sagte Dresen. Und da sei die Idee entstanden, aus ihrer Perspektive zu erzählen. «Eine Mutter kämpft um ihren Sohn und holt ihn am Ende zurück. Durch Rabiye kam sofort ein Aspekt von Hoffnung in die Erzählung. Man erfährt etwas über die Kraft der sogenannten Schwachen - dass auch diese Menschen die Steine zum Tanzen bringen können.»

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