Rotterdam: Stecken Drogenbanden hinter der Anschlagsserie?
Ermittler hatten zuletzt eine Rekordmenge Kokain sichergestellt. Das könnte der Auslöser für die Vielzahl an Explosionen in der Stadt sein. Wie wird dagegen vorgegangen?
Das Wichtigste in Kürze
- Die niederländische Hafenstadt Rotterdam wird von einer steigenden Zahl von Explosionen und Brandanschlägen erschüttert, hinter denen Abrechnungen im Drogenmilieu vermutet werden.
Nach einer Serie von Explosionen kündigte Bürgermeister Ahmed Aboutaleb heute ein entschlossenes Vorgehen von Polizei und Justiz gegen die Gewalt an. Die an Hauseingängen, Fassaden oder Geschäften deponierten Spreng- oder Brandsätze richten zumeist Sachschäden an, verletzt wird bei den nächtlichen Anschlägen in der Regel niemand.
Mehrere Explosionen in den letzten Tagen hätten für Unruhe gesorgt, sagte der Bürgermeister in einer Videobotschaft, die er Montagnacht auf einer betroffenen Strasse aufzeichnete. «Ich möchte Sie wissen lassen, dass wir diese Situation sehr ernst nehmen und gemeinsam mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft alles tun, um die Sicherheit in unserer Stadt zu gewährleisten.»
Mehrere Festnahmen
Zwei Stunden später kam es aber wieder zu einem Anschlag auf einen Coffeeshop – der inzwischen 50. Angriff dieses Jahr, wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS berichtete. Dies sind bereits mehr Explosionen als im kompletten Vorjahr.
Die Polizei meldete gestern Abend eine vierte Festnahme im Zusammenhang mit den jüngsten fünf Explosionen, einem vereitelten Anschlag sowie Schüssen auf ein Gebäude, allesamt in zwei Strassen in Rotterdam. Zuvor waren bereits ein 14- und ein 15-Jähriger unter Tatverdacht festgenommen worden. Die Vermutung ist, dass Jugendliche als Handlanger für die Anschläge angeheuert werden.
Im März sagte der Bürgermeister im Stadtrat, dass die Welle von Anschlägen eine Folge des erfolgreichen Abfangens von Drogen im Hafen von Rotterdam sei, berichtete die Zeitung «NRC». Dies würde die Unruhe zwischen rivalisierenden Banden verstärken, die zunehmend unschuldige Verwandte von Rivalen ins Visier nähmen.
«Die Polizei und die Staatsanwaltschaft glauben, dass die Anschlagswelle weitgehend mit dem Erfolg des Drogen-Teams im Hafen zusammenhängt.» Knapp 47 Tonnen Kokain beschlagnahmten die Fahnder im vergangenen Jahr im Hafen, so viel wie nie zuvor.