RTL mit Rekordumsatz
Der Fernsehmarkt ist im Umbruch, Online-Angebote gewinnen an Bedeutung. Der Sender RTL setzt auf neues Digitalgeschäft - dessen Zahlen sind vielversprechend.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sendergruppe RTL hat dank eigener Fernsehproduktionen und einer gestiegenen Nachfrage nach dem hauseigenen Streamingdienst den höchsten Umsatz ihrer Unternehmensgeschichte erzielt.
Die Erlöse der RTL Group stiegen im ersten Halbjahr um 4,2 Prozent auf 3,17 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Luxemburg mitteilte. Wachstumstreiber blieben die Digitalgeschäfte, also zum Beispiel die Produktionsgesellschaft Fremantle und der Streamingdienst «TV Now» - dieser noch recht kleine Konzernbereich schnellte um 21 Prozent auf 513 Millionen Euro Umsatz nach oben.
Die Tochterfirma Fremantle produziert Serien auch für die Konkurrenz, etwa die ARD-Reihe «Charité» oder «American Gods» für Amazon Prime. Auf der deutschen RTL-Streamingplattform «TV Now», die wiederum im Wettbewerb mit Netflix und Amazon Prime steht, sind Eigenproduktionen wie «M - eine Stadt sucht einen Mörder» zu sehen.
Kleiner Haken an der boomenden Digitalsparte: Da diese Geschäfte weniger profitabel sind als das klassische Fernsehgeschäft, wirtschaftete RTL insgesamt nicht so profitabel wie zuvor. Das Betriebsergebnis (Ebita) sank sogar leicht um 10 Millionen auf 538 Millionen Euro - dies lag an höheren Investitionen in Programminhalte, so kostete die Übertragung von Spielen der deutschen Fussball-Nationalmannschaft viel Geld.
RTL-Chef Thomas Rabe sprach von einem erfolgreichen ersten Halbjahr. Er wertete als positiv, dass die operative Profitabilität «auf einem hohen Niveau» geblieben sei.
Der Nettogewinn in dem Halbjahr liess sich sehen - er kletterte um etwa ein Viertel auf 443 Millionen Euro. Hauptgrund für das Plus war der Verkauf des Münchner Rechteinhabers Universum Film für netto 63 Millionen Euro an den Investor KKR.
Die RTL-Gruppe sitzt in Luxemburg. Ihre grösste Tochterfirma, RTL Deutschland, hat ihre Zentrale in Köln. Die Domstadt dürfte künftig wichtiger werden als bisher für die Sendergruppe. Denn die Luxemburger Zentrale mit Abteilungen für Strategie, Kommunikation oder Recht soll schrumpfen. Nach vorläufigen Plänen soll ihre Mitarbeiterzahl in den übergeordneten Zentraleinheiten von etwa 100 auf 15 sinken, 35 Stellen sollen nach Köln verlagert werden. Zur Verschlankung der Zentrale wurden bestimmte Aufgaben bereits an nationale Töchter abgegeben.
Es stehen nun Gespräche an mit der Arbeitnehmerseite in Luxemburg, wo weiterhin die Konzernzentrale sein wird - allerdings mit wenig Personal. RTL Deutschland hat derzeit rund 4200 Mitarbeiter, von denen die meisten in Köln sind. In Luxemburg sind es noch 660 und künftig rund 600 - diese vor allem im nationalen TV- und Radiogeschäft.