Russen erhalten vor geplantem Protest Droh-SMS
Angesichts von Repressionen und Wahlmanipulation haben Kremlgegner Russen zu einer Protestaktion am Sonntag aufgerufen. Einige berichten von Droh-Nachrichten.
Das Wichtigste in Kürze
- Kreml-kritische Menschen in Russland haben eine Droh-SMS auf ihr Handy geschickt bekommen.
- Darin war eine Aufforderung enthalten, «ruhig» zu wählen und «ohne Provokationen».
- Behörden haben im Vorfeld gedroht, Teilnehmer von Aktionen strafrechtlich zu verfolgen.
Vor einer geplanten Protestaktion bei der als Farce kritisierten russischen Präsidentenwahl haben kritisch eingestellte Menschen Warnungen geschickt bekommen. Das berichten mehrere Medien.
Unter anderem das unabhängige Portal Meduza veröffentlichte am Samstag Screenshots von Nachrichten. Diese haben demnach Leser aus Moskau auf ihr Handy geschickt bekamen. Darin heisst es: «Unabhängig davon, dass du Ideen extremistischer Organisationen unterstützt, freuen wir uns, dass du in Moskau wählen wirst.»
Dann folgt eine Aufforderung, «ruhig» an der Wahl teilzunehmen – «ohne Warteschlangen und Provokationen». Die Nachrichten wurden auf Telegram und Signal verschickt. Wer dahinter steckt und wie die Empfänger ausgewählt wurden, war zunächst nicht bekannt.
Die Präsidentenwahl, die noch bis Sonntagabend dauert, gilt als völlig undemokratisch. Sie dient mitten im Ukraine-Krieg dem Machterhalt von Kremlchef Wladimir Putin. Russische Oppositionelle haben die Menschen deshalb zu einer Widerstandsaktion aufgerufen: Am Sonntag um exakt 12 Uhr sollen sie in ihren Wahllokalen erscheinen.
Vereinzelt Protestaktionen
An den langen Schlangen – so die Hoffnung – soll sich dann die Unzufriedenheit im Land ablesen lassen. Russische Behörden hingegen haben schon im Vorfeld gedroht, Teilnehmer strafrechtlich verfolgen zu lassen. Sie behaupteten, die Aktion weise «Anzeichen extremistischer Aktivitäten» auf.
Bereits am ersten Wahltag am Freitag waren in dem Riesenland mit seinen elf Zeitzonen vereinzelt Protestaktionen zu beobachten gewesen. In einigen Wahllokalen kippten Männer und Frauen Farbe in die Wahlurnen oder legten sogar kleinere Brände. Es kam zu mehreren Festnahmen.