Russische Läden sperren «Luxusgut» Butter weg
In Russland sorgt die Teuerung dafür, dass Butter oft geklaut und deshalb weggesperrt wird. Ein Experte bezweifelt den Boom der Wirtschaft seit Kriegsausbruch.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Russen klagen über gestiegene Preise bei Alltagsgütern.
- Ein Experte bezweifelt den Boom der russischen Wirtschaft nach Kriegsausbruch.
- Die offiziellen Zahlen aus Moskau seien oft einfach unkritische übernommen worden.
Seit bald drei Jahren führt Russland Krieg in der Ukraine und ist deswegen mit Sanktionen belegt worden. Die Wirtschaft hat das laut offiziellen Zahlen kaum beeinträchtigt, sie wuchs und teils war von einem Boom die Rede. Doch nun steigt die Inflation – und das spüren die Menschen.
Wie «n-tv» berichtet, sind alltägliche Lebensmittel viel teurer geworden. Kunden in Einkaufsläden klagen über gestiegene Preise bei Butter, Obst und Gemüse. Selbst die so beliebten Produkte Kartoffeln und Kohl seien viel teurer geworden, sagt eine Passantin. Eine andere meint, alles sei teurer geworden, teils um 50 Prozent.
Im Bericht wird Butter als «Luxusgut» bezeichnet. Viele Menschen könnten es sich kaum mehr leisten und würden es deshalb klauen. Viele Supermärkte haben deswegen reagiert und Butter in diebstahlsicheren Boxen eingesperrt. Davon zeugen auch Bilder in den sozialen Medien.
Geht nun der wirtschaftliche Boom Russlands zu Ende? Die Zentralbank hat angesichts der Inflation von über 8 Prozent den Leitzins erneut erhöht, er liegt bei 21 Prozent. Doch darunter leiden Unternehmen, die in Zahlungsschwierigkeiten kommen.
Frank Umbach glaubt nicht, dass der Boom zu Ende geht – er glaubt, es gab gar nie einen Boom. Der Sicherheitsexperte der Universität Bonn begründet es mit der Quelle der Zahlen, die den Boom bezeugen sollen: «Oft werden russische Zahlen und Statistiken unkritisch übernommen.»
Es gebe Hinweise, dass es den Boom nie gegeben habe, sagt er gegenüber «n-tv». Es habe schon in den letzten zwei Jahren strukturelle Probleme gegeben, die sich jetzt verschlimmerten. Er spricht die steigende Inflation und die Staatsausgaben an, die grösstenteils auf subventionierten Staatskrediten basierten.
«Im nächsten Jahr gibt Russland 41 Prozent des Staatshaushalts für den Krieg aus», sagt Umbach. Es seien rund 10 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Und er prophezeit: «In dieser Form hält die russische Wirtschaft das noch höchstens zwei Jahre durch.»