Sinkende Tierbestände: «Verlieren unsere Lebensgrundlage»

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Deutschland,

Weltweit schwinden immer mehr Tierbestände - und Schuld sind die Menschen. Eine WWF-Untersuchung zeigt nun, wie es um viele Populationen weltweit steht. Und warnt vor einer Doppelkrise.

Ein Amazonasdelfin schwimmt im Rio Negro in der Nähe von Manaus.
Ein Amazonasdelfin schwimmt im Rio Negro in der Nähe von Manaus. - Jeon Heon-Kyun/EPA/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bestände wildlebender Wirbeltiere sind in den vergangenen 50 Jahren massiv geschrumpft.

Zwischen 1970 und 2018 sei bei den mehr als 31.000 untersuchten Populationen ein Rückgang von im Schnitt 69 Prozent zu beobachten gewesen, schreibt die Umweltstiftung WWF und die Zoologische Gesellschaft London im am Donnerstag veröffentlichten «Living Planet Report 2022». Insgesamt wurden Daten zu mehr als 5200 Wirbeltierarten ausgewertet. Dazu gehören Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien.

Die Natur sei wie ein Turm, in dem jeder Baustein eine Tier- oder Pflanzenart darstelle, erklärte Christoph Heinrich, geschäftsführender Vorstand WWF Deutschland. Je mehr Arten ausstürben, desto instabiler werde er. «Wir zerstören diesen Turm gerade mit dem Presslufthammer und verlieren sehenden Auges unsere Lebensgrundlagen.»

Besonders betroffen ist laut Report unter anderem der Westliche Flachlandgorilla. Dessen Population in einem Nationalpark in Kamerun sei allein zwischen 2005 und 2019 um rund 69 Prozent geschrumpft. Der Bestand des Amazonasdelfins in Brasilien sei von 1994 bis 2016 um rund 67 Prozent zurückgegangen. Und auch wenn die Lage in Südamerika besonders kritisch ist, bei uns heimische Arten sind von der Entwicklung ebenso betroffen: So hat sich die Population der Feldlerche in Europa von 1980 bis 2019 um rund 56 Prozent reduziert.

Wechselwirkung zwischen Artensterben und Klimakrise

Die Autoren und Autorinnen des Reports warnen vor einer «fatalen Wechselwirkung» zwischen dem Artensterben und der Klimakrise. Laut dem Weltklimarat (IPCC) werde sich die Wirkung der Klimakrise auf die Artenvielfalt bis 2100 dramatisch erhöhen, heisst es in einer Mitteilung. «Umgekehrt heizt der fortschreitende Verlust an biologischer Vielfalt die Klimakrise weiter an.»

Besonders gut lässt sich dieser Zusammenhang am afrikanischen Waldelefanten beobachten, schreibt der WWF. Dessen Bestände seien in einigen Gebieten bereits um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Doch ohne den Waldelefanten verändere sich die Zusammensetzung des Waldes, so dass dieser deutlich weniger Kohlenstoff speichern könne. Gleichzeitig sei die Nahrungsversorgung und damit die Gesundheit der Tiere durch die Klimakrise in Gefahr.

Die Autorinnen und Autoren des Reports forderten die Politik auf, die Klimaziele des Pariser Abkommens umzusetzen und die erneuerbaren Energien auszubauen. Zudem müsse Wilderei und illegaler Handel mit bedrohten Arten gestoppt werden. Der WWF forderte, den Verlust von Lebensraum zu stoppen, die Erderhitzung zu begrenzen und die Übernutzung von Tieren und Natur zu beenden.

Kommentare

User #3903 (nicht angemeldet)

Noch in den 90 er Jahren fing ich im Rhein 12 Aale an einem Abend. Heute höchstens 1 im Jahr. Die Bestände sind zusammen gebrochen. Bei anderen Tierarten ist es auch nicht besser.

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