So bekommt der Schokohase sein Aussehen
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Monaten bevölkern unzählige Schokohasen die Regale der Supermärkte.
Bunt verpackt gibt es grosse, kleine, dicke, dünne, sitzende und stehende Hasen. Doch wer gibt den Leckereien ihr Gesicht und ihre Form?
Etwa 30 Kilometer südöstlich von München liegt im Markt Glonn die Wiege vieler Hasenmodelle. In der Firma Hans Brunner werden hier seit 60 Jahren Formen für Schokoladenhasen hergestellt. Seit etwa zehn Jahren stammen die Hasen aus der Hand von Anton Asanger. Der gelernte Porzellanmaler zeichnet die Tierchen zunächst auf Papier und formt anschliessend ein erstes Modell aus einer Wachs-Ton-Mischung.
Hasen-Design am Bildschirm
Wünschen die Kunden - Konditoren und Schokoladenhersteller - dann noch Änderungen am Hasenmodell, kommt es in einen speziellen Fotoapparat, der es digitalisiert und zu Asangers Kollegen Thomas Lebetz auf den Computer schickt. Lebetz kann den 3-D-Hasen dann am Bildschirm beliebig verändern, etwa die Ohren länger ziehen oder die geschlossenen Augen öffnen.
Sieht der Hase perfekt aus, wird daraus ein sogenanntes Werkzeug aus Metall angefertigt. Das Modell wird in einer Maschine dann in Platten aus Kunststoff gepresst, so dass sie die Form des Werkzeugs übernehmen. In diese durchsichtigen Formen kann dann in Fabriken die warme Schokolade gegossen werden. Damit nichts ausläuft, werden die zwei Seiten der Form mit Magneten zusammengehalten.
Laut Brunner-Geschäftsführer Rudi Schwaiger werden die meisten Schokohasen, die später in Läden in Deutschland und anderen Ländern der Welt landen, in Glonn gestaltet. Doch auch in den beiden Firmen Agathon und Kaupert in Nordrhein-Westfalen sowie in der italienischen Firma Cabrellon werden Modelle entwickelt, erzählt er.
Die Hälfte aller Hasen für Deutschland
Der Hase ist laut Bundesverband der Deutschen Süsswarenindustrie (BDSI) die beliebteste Leckerei zu Ostern. Rund 220 Millionen Schokohasen wurden fürs diesjährige Fest hergestellt, schätzen die Experten. Etwas mehr als die Hälfte davon ist für den deutschen Markt bestimmt, der Rest geht ins Ausland.
«Hasen sind schon eine sehr deutsche Tradition», sagt Solveig Schneider, Sprecherin des BDSI. Gerade deshalb kämen die Tierchen als typisch deutsches Produkt aber auch im Ausland gut an. In Brasilien und Italien seien eher Ostereier angesagt, in Frankreich sei auch der Hahn besonders gefragt, sagt Brunner-Geschäftsführer Schwaiger.
Im Lauf der Jahre hat sich aber auch der deutsche Markt verändert: «Die Formen sind immer vielfältiger geworden», beobachtet Schneider vom BDSI. Die Hasen gebe es in mehr Grössen und auch neue Modelle wie Lämmer seien mittlerweile im Trend. Auf einen Klassiker legt sich Brunner trotzdem fest: den Lachhasen. «Der ist etwa so alt wie ich», erzählt der 63 Jahre alte Geschäftsführer. «Der ist in den 50er Jahren entstanden und verkauft sich heute noch.»
Gemässigte Temperaturen begünstigen den Schoko-Konsum
Zwar ist die Osterzeit nicht für die gesamte Schokoladenbranche Hochsaison, doch für die Hersteller von Figuren wie Schokohasen sei sie enorm wichtig, erklärt die Sprecherin des BDSI. Bei Brunner werden etwa ein Viertel aller neuen Modelle im Jahr für die Osterzeit entwickelt. «Das Ostergeschäft ist unsere wichtigste Saison», sagt Schwaiger. Die Temperaturen seien an Ostern in vielen Ländern passend, um Schokolade zu essen.
Die Arbeiten für das Ostergeschäft laufen bei Brunner auch jetzt noch auf Hochtouren - aber nicht für dieses Jahr, sondern schon für 2020. Vom ersten Entwurf bis zur fertigen Form sind es zwar nur zwei bis drei Monate, doch die Schokoladenhersteller beginnen laut BDSI schon vier bis fünf Monate vor Ostern damit, neue Häschen in Form zu giessen. Pro Lieferung können es schon mal an die 500 Hasenformen sein, und so stehen die Maschinen bei Brunner nicht still. Schwaiger nickt, ein paar Mitarbeiter seien immer da. Schmunzelnd fügt er hinzu: «Wir müssen ja auf unsere Hasen aufpassen.»