Teurere Festtagsgans - Vogelgrippe wirkt sich aus
Die Kosten für den weihnachtlichen Gänsebraten sind vielerorts gestiegen. Ein Grund ist die Vogelgrippe. Ausbrüche in diesem Jahr dürften sich auch 2023 noch auf das Angebot auswirken.
Das Wichtigste in Kürze
- Vogelgrippe-Fälle dürften auch über die bevorstehende Feiertagssaison hinaus zu höheren Preisen beim Gänsebraten beitragen.
Den Flaschenhals stellten die Zuchttiere dar, sagte Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) der Deutschen Presse-Agentur. Die Gänse brüteten nur im Frühjahr, erklärte der Leiter des Referenzlabors für Vogelgrippe am FLI. Wenn nach einem Ausbruch aus einer geringeren Zahl an Eiern erst neue Elterntiere produziert werden müssten, gebe es auch weniger Masttiere, die am Ende eines Jahres geschlachtet werden könnten. «So erklärt sich dann eben der mehrjährige Einbruch der Produktion bei Gänsen.»
Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, sagte, eine Haltung brauche anderthalb Jahre, bis es wieder schlachtreife Tiere gebe, wenn sie zum Anfang der Legeperiode getroffen worden sei. Deutsches Gänsefleisch habe sich um etwa ein Drittel auf 20 Euro pro Kilogramm auch wegen gestiegener Futter- und Energiekosten in Folge des Ukraine-Kriegs verteuert. Viele Gastronomen hatten bereits angekündigt, ihre Gänsemenüs um günstigere Alternativen zu ergänzen, etwa mit Wild, Ente oder Rind. Schleicher sagte, deutsche Betriebe deckten nur rund 15 Prozent des heimischen Bedarfs. Der Rest komme aus dem Ausland. Laut Harder traf die Vogelgrippe in diesem Jahr allerdings auch die grösseren europäischen Produzenten Ungarn und Polen.
Rund 50 Millionen Vögel getötet
Nach am Dienstag veröffentlichten Zahlen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit wurden von Oktober 2021 bis September 2022 in 37 europäischen Ländern insgesamt 2520 Ausbrüche bei Geflügel, 227 bei Hausvögeln und 3867 bei Wildvögeln gemeldet. In betroffenen Betrieben seien rund 50 Millionen Vögel getötet worden. Die Vogelgrippe-Epidemie sei die bisher grösste, die in Europa beobachtet worden sei. Durch das ungewöhnlich starke Infektionsgeschehen im Sommer könne man die Seuchenzüge, die normalerweise auf die kalte Jahreszeit begrenzt blieben, nicht mehr klar voneinander trennen.
Nach Harders Worten könnten sich auch etwaige Sicherheitsmassnahmen im Frühjahr auf das Angebot an Gänsen zu den Feiertagen 2023 auswirken. Wenn die Tiere wegen des Virus nicht mehr aus ihren Ställen ins Freie dürften, behindere das die Fortpflanzung. Laut Schleicher stresst dies die Vögel. «Das wirkt sich natürlich insgesamt dann auch auf die Fruchtbarkeit aus, weil die Tiere sich einfach nicht wohlfühlen.»