Das kanadische Unternehmen Bombardier hat mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. So soll die Zugsparte nun an Alstom aus Frankreich verkauft werden.
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Auch der SBB-Doppelstockzug FV-Dosto wurde von Bombardier hergestellt. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/WALTER BIERI

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bombardier-Konzern ist in grösseren finanziellen Schwierigkeiten.
  • Deshalb will das Unternehmen nun seine Zugsparte an Alstom verkaufen.
  • Auch hinsichtlich der Konkurrenz aus China soll die Übernahme etwas bringen.
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Der Flugzeug- und Zughersteller Bombardier hat erst vergangene Woche bekanntgegeben, dass er aus seinem letzten grossen Flugzeugprogramm aussteigt. Nun verkaufen die Kanadier auch das Eisenbahngeschäft.

Der französische TGV-Hersteller Alstom will die Zugsparte des kanadischen Konkurrenten Bombardier übernehmen.

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An Bombardiers Zugsparte interessiert: Alstom. - AFP/Archiv

Dafür solle ein Preis in der Spanne von 5,8 bis 6,2 Milliarden Euro gezahlt werden. Das teilte Alstom am Montagabend in Saint-Ouen-sur-Seine bei Paris mit. Eine entsprechende Absichtserklärung sei unterzeichnet worden. Der genaue Preis werde beim Abschluss der Transaktion festgelegt, die im ersten Halbjahr 2021 erwartet werde.

Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge sprach von einer "einzigartigen Gelegenheit, unsere globale Position auf dem boomenden Mobilitätsmarkt zu stärken". Bombardier Transportation werde Alstom eine zusätzliche geografische und industrielle Präsenz in wachsenden Märkten sowie weitere technologische Plattformen bieten. Die kartellrechtlichen Hürden gelten jedoch als hoch.

Bombardier in der Krise

Damit bahnt sich unter grossen Zugherstellern aus der Not heraus ein neuer Zusammenschluss an. Denn Bombardier ist in der Krise.

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Ein Airbus A220 (Bombardier CS100 HB-JBD) der Swiss. - Keystone

Bombardier ist finanziell schwer angeschlagen. Probleme im Zuggeschäft rissen den Konzern 2019 tief in die roten Zahlen. Deshalb stieg der Konzern vergangene Woche bereits bei dem gemeinsam mit Airbus gebauten Kurz- und Mittelstreckenjet Airbus A220 aus.

Die Kanadier hatten den Flieger unter dem Namen Bombardier C-Serie für mehr als sechs Milliarden US-Dollar selbst entwickelt. Sie haben sich dabei aber finanziell verhoben. Die Bombardier-Führung suchte nach weiteren Möglichkeiten, den Schuldenberg des Konzerns abzutragen. Mit dem Verkauf der Zug-Sparte bleibt Bombardier dann nur noch die Produktion von "Learjet"-Geschäftsflugzeugen.

Angst vor den Chinesen

Die drei grossen westlichen Bahntechnik-Hersteller Alstom, Siemens und Bombardier ringen seit Jahren um Zusammenschlüsse, weil sie fürchten, dass sie der chinesische Eisenbahngigant CRRC bald auch auf ihren heimischen Märkten überrollt. CRRC drängt auch nach Europa, hat dort aber bisher kaum Fuss gefasst.

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Ein grosser Konkurrent für die europäischen Hersteller: CRRC (Archivbild) - Keystone

Die EU-Wettbewerbsbehörde hatte einer Fusion von Alstom mit Siemens Mobility deshalb vor einem Jahr eine Absage erteilt. Gewerkschaftskreise gehen davon aus, dass Alstom und Bombardier in Brüssel auf die gleichen Hürden stossen werden wie Siemens und Alstom. Die Fusion sei kartellrechtlich nicht anders zu bewerten.

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