Trump und Macron am D-Day in der Normandie

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Frankreich,

Ein roter Teppich für Trump in Frankreich - der Anlass ist ernst. In der Normandie wird an die Landung der Alliierten vor 75 Jahren erinnert. Das Bündnis ist auch beispielgebend für die Zukunft.

Emmanuel Macron schüttelt am Rande der D-Day-Gedenkfeiern die Hand von Donald Trump. Foto: Alex Brandon/AP
Emmanuel Macron schüttelt am Rande der D-Day-Gedenkfeiern die Hand von Donald Trump. Foto: Alex Brandon/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Kampfjets donnern mit ohrenbetäubendem Lärm über das Meer und malen die Farben der französischen Trikolore in den blauen Himmel.

Auf einer Aussichtsplattform an der Küste stehen zwei mächtige Staatschefs.

Donald Trump und Emmanuel Macron blicken gemeinsam mit ihren Ehefrauen Melania und Brigitte auf den Omaha Beach genannten Strand. Dort gingen genau vor 75 Jahren die Soldaten der alliierten Truppen an Land und lieferten sich harte, entbehrungsreiche Kämpfe mit den deutschen Besatzern.

Der Überflug der Militärflieger der «Patrouille de France» zum D-Day-Gedenken ist mit Bedacht gewählt. Denn die Farben Blau-Weiss-Rot der französischen Trikolore sind auch die Amerikas. Die Feier auf dem US-Soldatenfriedhof Colleville-sur-Mer mit seinen mehr als 9000 weissen Grabstelen soll versöhnlich sein - und nicht neue Gräben aufreissen.

Im Mittelpunkt der Zeremonie stehen mehr als 160 Weltkriegsveteranen. Immer wieder gehen die Staatschefs Frankreichs und der Vereinigten Staaten auf die früheren Soldaten zu, begrüssen sie, wechseln einige Worte.

Es sei eine ganz besondere Feier, sagen Verantwortliche in Colleville-sur-Mer, denn es sei wohl das letzte Mal, dass eine stattliche Zahl von Veteranen über den Atlantik gekommen sei. Wie viele von ihnen werden zum 80. Jahrestag 2024 noch da sein? - lautet die etwas bange Frage.

Ein US-Veteran, der den weiten Weg in die Normandie auf sich genommen hat, ist Carl Felton. Der heute 93-Jährige war für die US-Streitkräfte auf einem britischen Schiff im Einsatz. Im Wasser sah er die Leichen der Soldaten treiben. «So viele, dass man sie gar nicht zählen konnte.»

Nach dem Krieg sei er ein anderer Mensch gewesen - und er hatte auch Angst, wieder in seine Heimat zurückzukehren. «Ich hatte das Gefühl, ich kenne meine Familie nicht mehr. Als er an der Haustür klingelte, öffnete ihm seine Mutter die Tür - und umarmte ihn.

Paul Golz ist ein deutscher Veteran, der zum Gedenken aus dem Rheinland in die Normandie gekommen ist. Der 94-Jährige erzählt, dass er sich damals über die Landung gefreut habe - und gehofft habe, dass die Alliierten erfolgreich sein würden. Ein Franzose habe ihn beim Milch holen vor der Landung gewarnt. «Haut ab, macht die Mücke», habe der gesagt.

Golz kam später in Kriegsgefangenschaft. «Ich hatte immer einen Schutzengel», sagt er. Und ihm ist wichtig, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. «Es gibt schreckliche Waffen, die wieder eingesetzt werden können», warnt der rüstige alte Mann, der am Vortag beim deutschen Gedenken in La Cambe war. Für den Frieden heute sei das Gedenken rund um den 75. Jahrestag unglaublich wichtig.

Trump und Macron haben sich an diesem symbolträchtigen Tag offensichtlich viel zu sagen. Die Präsidenten stehen am Rande eines Gräberfeldes, Trump gestikuliert, spreizt die Finger. Melania Trump trägt ein schlichtes schwarzes Kleid und verbirgt ihr Gesicht teilweise hinter einer grossen, dunklen Sonnenbrille, Brigitte Macron erscheint im weissen Blazer. Zum Auftakt gibt es Wangenküsschen mit Trump.

Marcon erinnert an das Erbe des D-Days - jenen 6. Juni 1944, der als ein Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg gilt. Das «Bündnis der freien Völker» müsse weiterleben, fordert der 41-Jährige, der - anders als Trump - für eine Stärkung internationaler Organisationen und Abmachungen eintritt. «Amerika, lieber Präsident Trump, ist immer dann am grössten, wenn es für die Freiheit der anderen gekämpft hat», sagt Macron. Kommt die Botschaft beim Herrn des Weissen Hauses an?

Trump gibt sich in der Normandie präsidial. Er besinnt sich hier auf seine staatsmännische Rolle. In seiner Rede lobt Trump den Einsatz der D-Day-Truppen als heroischen Akt zur Verteidigung der Freiheit. «Tausende haben ihr Leben geopfert - für ihre Brüder, für ihre Länder und für das Überleben der Freiheit», sagt er. «Sie haben diesen Boden für die Zivilisation zurückgewonnen.»

Der US-Präsident spricht fast eine halbe Stunde lang, lobt Mut und Heldentum der D-Day-Kämpfer. Trump erzählt die Geschichte einzelner US-Soldaten von damals, die überlebten und 75 Jahre danach an diesem Tag in der Normandie sind. Mehrfach unterbricht er seine Ansprache, um diese Veteranen persönlich zu begrüssen. Die jungen Soldaten von damals sind heute alte Herren jenseits der 90. «Ihr Beispiel wird niemals alt werden», sagt Trump an ihre Adresse. «Ihre Legende wird niemals sterben.»

Während seiner Rede hebt und senkt sich Trumps berühmte Haar-Tolle im Wind der französischen Küste. Seine Ansprache ist voller Pathos, birgt aber auch vereinende Botschaften. Er preist das Bündnis der Alliierten von damals als «unzerbrechlich». Seine Kritik am Zusammenspiel innerhalb des Militärbündnisses Nato ist hier weit weg, ebenso seine Attacken auf europäische Verbündete.

Trump hat viele Partner in Europa - auch Frankreich - in seiner bisherigen Amtszeit vor den Kopf gestossen, etwa dadurch, dass er sich aus internationalen Abkommen zurückzog, sich an gewachsene und traditionsreiche Absprachen nicht mehr gebunden fühlte. Macrons Verhältnis zu Trump gilt als kühl. Die beiden mühen sich dennoch, an diesem besonderen Tag ein Signal der Freundschaft ihrer Staaten auszusenden.

Doch keine Trump-Rede kommt ohne Patriotismus und eine Botschaft amerikanischer Überlegenheit aus. Und so hebt der US-Präsident auch hier die damaligen amerikanischen Soldaten besonders hervor. «Diese Männer sind durchs Höllenfeuer gegangen, angetrieben durch eine Kraft, die keine Waffe zerstören konnte: den starken Patriotismus eines freien, stolzen und souveränen Volkes», sagt er. Und schiebt an anderer Stelle nach: «Amerika ist heute stärker denn je.» Der Applaus fällt an dieser Stelle bescheiden aus. Es ist eigentlich nicht der Tag für Botschaften nationaler Stärke.

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