Ukraine feiert Ankunft der ersten F-16-Kampfjets
Die Ukraine sieht in der Ankunft der ersten F-16 Kampfflugzeuge aus den USA eine wichtige Unterstützung für ihre Verteidigung gegen die russischen Angriffe.
Die Ukraine erhofft sich von der gefeierten Ankunft der ersten Kampfflugzeuge vom amerikanischen Typ F-16 einen entscheidenden Beitrag zur Verteidigung gegen die russischen Angreifer. «Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt zu unserem Sieg», schrieb Armeechef Olexander Syrskyj auf der Plattform Telegram. «F-16 in der Ukraine – das bedeutet mehr getötete Besatzer, mehr abgefangene Raketen oder Flugzeuge, mit denen die russischen Verbrecher unsere ukrainischen Städte angreifen.»
«Die F-16 sind in der Ukraine» – mit diesen Worten stellte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einem nicht näher beschriebenen Militärflugplatz die ersten Kampfflugzeuge mit den Hoheitsabzeichen seines Landes vor. Anlass der Vorstellung war der Tag der Luftwaffe. «Wir haben viel getan, um die ukrainische Luftwaffe auf einen neuen Standard zu bringen, den der westlichen Kampfflugzeuge», sagte er vor den zur Parade angetretenen Soldaten und Piloten.
Er erinnerte an die vielen vorangegangenen Treffen und Diskussionen mit ausländischen Partnern über Wege zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung. Vielfach sei dabei das Wort «unmöglich» gefallen – zu Unrecht, wie sich nun zeige. Auf einem auf der Plattform X verbreiteten Video sind diverse fliegende Kampfflugzeuge zu sehen, darunter die F-16, mit den gelb-blauen Kokarden der Ukraine auf den Tragflächen.
Selenskyj machte keine Angaben dazu, wie viele Kampfflugzeuge inzwischen in der Ukraine eingetroffen sind. «Bislang reichen die Anzahl der in der Ukraine vorhandenen F-16 und die Anzahl der bereits ausgebildeten Piloten noch nicht aus», sagte er bloss. Westliche Medien hatten zuletzt berichtet, dass zwischen sechs und zehn Maschinen an Kiew übergeben worden seien.
Ukraine rechnet mit Dutzenden Jets
Die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien haben der Ukraine zusammen über 60 dieser Kampfjets aus amerikanischer Produktion zugesagt und die Ausbildung ukrainischer Piloten und des Bodenpersonals übernommen. Die Waffen und Ausrüstung der Jets sollen nach amerikanischen Medienberichten aus den USA kommen. Deutschland, das keine F-16 in seinem Bestand hat, trug nicht zu dieser Stärkung der ukrainischen Luftwaffe bei.
Das Kampfflugzeug gehört zu den leistungsfähigsten Militärjets weltweit und kommt in mehr als zwei Dutzend Ländern zum Einsatz. Die Maschinen der US-Firma Lockheed können sowohl in der Luftverteidigung als auch gegen Ziele am Boden eingesetzt werden, also zum Zurückdrängen feindlicher Verbände. Die F-16 ist in der Lage, auch in extrem niedriger Höhe und bei jedem Wetter zu fliegen.
Selenskyj machte keine Angaben dazu, wie die neuen Kampfflugzeuge eingesetzt werden sollen. «Sie werden sicherlich die Ergebnisse sehen, wenn auch nicht alle», sagte Selenskyj im Gespräch mit Journalisten. «Wir werden dann entscheiden, ob wir sagen, ob dies Ergebnisse vom Einsatz von F-16 waren.»
Nach Einschätzung ukrainischer Militärexperten dürften die F-16 nicht in direkten Luftkämpfen mit russischen Maschinen über der Front geflogen werden, da Russland ein dichtes Flugabwehrnetz aufgebaut hat. Daneben dürfte das russische Militär versuchen, auf ukrainischen Stützpunkten geparkte F-16 zu zerstören.
Ukrainische Raketenangriffe auf Luhansk
Derweil griffen die ukrainischen Streitkräfte mehrere Ziele in der Region Luhansk im Osten des Landes mit weitreichenden Raketen und Marschflugkörpern an – darunter ein Treibstofflager, wie die Staatsagentur Tass unter Berufung auf Militärkreise berichtete. Details über Schäden und mögliche Opfer wurden nicht bekannt. In sozialen Medien fanden sich Berichte über schwere Explosionen in einem Munitionslager, über der Stadt war eine dichte schwarze Rauchwolke zu sehen.
Russische Truppen dringen in Frontstadt Tschassiw Jar vor
Russische Truppen rücken unterdessen nach übereinstimmenden Berichten in der strategisch wichtigen ostukrainischen Kleinstadt Tschassiw Jar weiter vor. Dort hatte lange der Siwerskyj-Donez-Donbass-Kanal eine natürliche Verteidigungslinie für die Ukrainer gebildet. Militärbloggern zufolge haben russische Einheiten den Kanal an mehreren Stellen überschritten und versuchen, sich in der Stadt festzusetzen. Auch das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) schrieb in seinem Abendbericht vom Samstag, russische Truppen operierten westlich des Kanals. Den östlich davon gelegenen Stadtteil hatten die Ukrainer schon im Juli aufgeben müssen.
Die ukrainische Militärführung sprach von erbitterten Kämpfen, in deren Verlauf vergangene Woche mindestens 2000 Russen getötet oder verwundet worden seien. Zuletzt habe die russische Armee versucht, Tschassiw Jar in einem Zangenangriff unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Kämpfe seien nach weiteren russischen Verlusten weitgehend abgeflaut. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Bollwerk zur Absicherung ukrainischer Städte
Tschassiw Jar im Gebiet Donezk liegt westlich der Stadt Bachmut, die 2023 nach monatelangen schweren Kämpfen von Russland erobert worden war. Auf einer Anhöhe gelegen, war Tschassiw Jar seitdem das Bollwerk, das wichtige Städte im ukrainischen Rückraum wie Kostjantyniwka und Kramatorsk absicherte.
Bei den Bodenkämpfen im Osten und Süden ist die ukrainische Armee seit langem in der Defensive und hat sich in den vergangenen Wochen an mehreren Orten zurückziehen müssen. Die Eröffnung einer zweiten Front durch Russland bei der Grossstadt Charkiw im Mai hat die Ukraine gezwungen, Truppen dorthin zu verlegen. Diese fehlen nun an anderen Frontabschnitten. Trotzdem ist der russischen Armee bei ihrer Sommeroffensive noch kein grosser Durchbruch gelungen.
Russen rücken auch bei Pokrowsk vor
Nach schweren Kämpfen rücken russische Truppen laut ukrainischer Darstellung auch bei Pokrowsk im Osten vor. Ein Offizier der dort verteidigenden ukrainischen Streitkräfte führte dies auf eine «selbstmörderische Taktik» des Gegners zurück, der bei den Angriffen keine Verluste scheue. Die Zahl der eingesetzten Truppen sei schlicht erdrückend.