Uniper sorgt sich um Nord Stream 2
Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper spielt bei der deutschen Gasversorgung eine wichtige Rolle. Mit vielen Millionen Euro hat er sich an der Finanzierung der Ostseepipeline Nord Stream 2 beteiligt. Das bereitet den Düsseldorfern jetzt Sorgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der an der Finanzierung der Ostseepipeline Nord Stream 2 beteiligte Energiekonzern Uniper hält ein Scheitern des Projekts für möglich.
Wegen der zunehmenden Sanktionsdrohungen der USA gegen die Gasleitung von Russland nach Deutschland, habe «sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Verzögerungen im Bau der Gasleitung oder überhaupt nicht zu einer Fertigstellung kommt», schreibt Uniper in dem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2020.
Bei einem Aus für die Pipeline müsse Uniper «gegebenenfalls den für Nord Stream 2 bereit gestellten Kredit wertberichtigen» und könne geplante Zinserträge «nicht realisieren». Uniper ist mit 950 Millionen Euro an der Finanzierung der Gasleitung beteiligt. Das Geld ist nach Uniper-Angaben bereits komplett geflossen.
Der US-Regierung ist Nord Stream 2 ein Dorn im Auge. Präsident Donald Trump wirft den Europäern eine zu hohen Energie-Abhängigkeit von Russland vor. Er hatte Ende 2019 erste Strafmassnahmen gegen bestimmte Unternehmen ermöglicht, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt sind.
Der deutsche Aussenminister Heiko Maas und sein russischer Kollege Sergej Lawrow haben die Sanktionsdrohungen der USA gegen die Gaspipeline Nord Stream 2 gemeinsam verurteilt. Beide zeigten sich am Dienstag nach einem Treffen in Moskau entschlossen, das Milliardenprojekt nicht von den Amerikanern stoppen zu lassen.
«Kein Staat hat das Recht, Europas Energiepolitik mit Drohungen zu diktieren, und das wird auch nicht gelingen», sagte Maas. Sanktionen zwischen Partnern seien «definitiv der falsche Weg». Lawrow betonte, Russland habe stets klargemacht, dass die Sanktionen ein Verstoss gegen internationales Recht seien. Trotzdem gebe es Grund zur Annahme, dass die Pipeline von den Partnern in Kürze fertiggebaut werde.
Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), sagte nach einem Gespräch mit Nord-Stream-Geschäftsführer Matthias Warnig in Schwerin: «Wir sind uns mit Nord Stream einig, dass das Projekt zum Erfolg geführt werden soll.» Beim Ausstieg aus Atomenergie und Kohlekraft werde Gas zumindest im Übergang als Energieträger gebraucht.
Der Hafen Sassnitz-Mukran auf Rügen spielt als Lagerplatz der Rohre und Ausgangspunkt für die Verlegeschiffe eine zentrale Rolle beim Pipeline-Bau. An der Anlandestation in Lubmin (Vorpommern-Greifswald) wird ebenfalls weitergearbeitet.
«Grundsätzlich betrachten wir die Entwicklung der Sanktionen mit Sorge», sagte Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck in einer Telefonkonferenz. Uniper sei als Finanzpartner nicht direkt von Sanktionen betroffen. «Wir glauben, dass das Projekt fertig wird», betonte Schierenbeck. Die Einstufung von Nord Stream als «bedeutendes Einzelrisiko» für Uniper, sei «ganz normales Risikomanagement», sagte Finanzvorstand Sascha Bibert. Dabei dürften auch «Extremszenarien» nicht ausgeschlossen werden. Uniper gehe trotz der Drohungen der USA davon aus, «dass durch diese Leitung Gas fliessen wird». Dennoch ging es an der Börse für die Aktien von Uniper als Schlusslicht im MDax um fast fünf Prozent nach unten.
Nach einem guten ersten Halbjahr schraubte Uniper seine Erwartungen für das Gesamtjahr etwas nach oben. Die Düsseldorfer erwarten nun ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 800 Millionen Euro und einer Milliarde. Zuvor lag die untere Grenze noch bei 750 Millionen Euro. Uniper zeige sich auch in der Corona-Pandemie krisenfest, sagte Schierenbeck.
Uniper hatte Ende Mai das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Betrieb genommen. Bis Ende 2025 will der aus dem Eon-Konzern hervorgegangene Versorger Steinkohle-Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von rund 2900 Megawatt stilllegen. Schierenbeck liess offen, ob sich Uniper an den Auktionen um Stilllegungsprämien beteiligen wird. «Natürlich prüfen wir, ob wir da reingehen», sagte er.
Deutschland will bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen. Die Betreiber von Steinkohlekraftwerken erhalten dabei keine festen Entschädigungen. Stattdessen sollen sie sich um Stilllegungsprämien bewerben. Dazu gibt es insgesamt acht Ausschreibungsrunden bis 2027, mit sinkenden Höchstpreisen. Die erste Auktion ist für den 1. September geplant.