Vor Brexit: Fischerei will schnelles Abkommen mit Grossbritannien
Nach dem Brexit ist kaum Zeit, um Abkommen zu schliessen. Von einem Fischereiabkommen hängt ab, ob deutsche Schiffe noch in britischen Gewässern fischen dürfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Hochseefischerei dringt auf ein Fischereiabkommen mit Grossbritannien.
- Das Abkommen soll noch vor dem Brexit abgeschlossen werden,
Nach dem Brexit Ende Januar bleiben voraussichtlich nur elf Monate, um ein Fischereiabkommen auszuarbeiten. Dies sagte der Vorsitzende des Deutschen Hochseefischerei-Verbandes, Uwe Richter.
Es beginne dann eine Übergangsphase bis zum Jahresende. «2020 wird sich für die Fischerei nichts ändern», meinte Richter. In dieser Zeit müssten jedoch verschiedene Abkommen vereinbart und ratifiziert werden.
Angst vor hartem Brexit
«Wir sehen die grosse Gefahr, dass es doch noch zu einem harten Brexit kommen kann», sagte Richter der Deutschen Presse-Agentur. Die EU bereite mit Hochdruck ein Fischereiabkommen vor: «Bis zum 1. Juli soll der Rahmen stehen.»
Das Abkommen soll die Bewirtschaftung der gemeinsamen Fischbestände in der Nordsee festschreiben. So müssen Fangquoten für die einzelnen Fischarten für Grossbritannien und die EU-Staaten festgelegt werden, ebenso die Zugangsberechtigung für Fischereifahrzeuge. «Wenn das Fischereiabkommen nicht bis Ende 2020 ratifiziert ist, dürfen wir nicht mehr in britische Gewässer fahren», sagte Richter.
Das könnte Deutschland hart treffen, unter anderem der gesamte Nordseehering stammt Richter zufolge aus britischen Gewässern. Dieser wird in Sassnitz auf Rügen bei der Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbH verarbeitet. «Das sind circa 40'000 Tonnen», sagte er. Andererseits seien die britischen Fischer auf den europäischen Absatzmarkt angewiesen.
Fangmenge von 2018 nicht erreicht
Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hochseefischer nicht die Fangmengen von 2018 erreicht. Das lag unter anderem an der Reduzierung einzelner Quoten, aber auch an einem deutlichen Ausfall bei Fängen des Blauen Wittlings.
Im Vorgriff auf die Quotensenkung und die möglichen Brexit-Auswirkungen hatte die Doggerbank Seefischerei GmbH bereits 2018 Schiff nach Russland verkauft. Dieses wäre nicht mehr ausgelastet gewesen. Personal wurde laut Richter nicht abgebaut. Bei der deutschen Hochseeflotte seien rund 330 Seeleute auf sieben Fang- und Verarbeitungsschiffen beschäftigt.
«Wir sind optimistisch, 2020 die Fahrzeuge das ganze Jahr über einsetzen zu können», sagte Richter.