Wegen Klimawandel: Beim Fliegen gibts viel mehr Turbulenzen
Laut einer neuen Studie hat die globale Erderwärmung einen Einfluss auf die Turbulenzen bei Flügen. Forscher sprechen von einem Risiko für Fluggäste.
Das Wichtigste in Kürze
- Die globale Erderwärmung sorgt für stärkere Turbulenzen in der Luftfahrt.
- Seit 1979 hat es etwa über dem Nordatlantik Jahr für Jahr mehr geschüttelt.
- Wie Forscher vermelden, dürften die Kosten für die Airlines in Zukunft stark steigen.
Wer kennt diese Situation nicht? Plötzlich schüttelt es im Flugzeug heftig – und obwohl man weiss, dass man eigentlich relativ sicher ist, gewinnt für einen kurzen Moment ein ungutes Gefühl die Oberhand.
Dieses ungute Gefühl wird ausgelöst durch Turbulenzen – und offenbar sollten sich Flugpassagiere zunehmend an solche gewöhnen. Eine neue Studie aus England zeigt nämlich auf, dass die globale Erderwärmung dafür sorgt, dass Flüge Jahr für Jahr unbequemer werden.
Ihre Ergebnisse stützen die verantwortlichen Wissenschaftler der Universität Reading dabei auf Auswertungen von Umweltsatelliten, die Bewegungen in der Atmosphäre seit Ende der 1970er-Jahre aufgezeichnet haben. Die Zahl starker Turbulenzen auf Flügen über den Nordatlantik hat demnach seit 1979 um 55 Prozent zugenommen.
Turbulenzen nehmen auch über Europa zu
An typischen Einzelpunkten in der Region dauerten sogenannte Klarluftturbulenzen seinerzeit laut den Studienautoren noch 17,7 Stunden pro Jahr. 2020 waren es bereits 27,4 Stunden. Moderate Turbulenzen verlängerten sich von 70 auf 96,1 Stunden (Zunahme um 37 Prozent). Leichte Turbulenzen von 466,5 auf 546,8 Stunden (Zunahme von 17 Prozent).
Wie die Autoren der im Fachmagazin Geophysical Research Letters erschienen Studie vermelden, seien die beobachteten Effekte nicht erstaunlich. Die durch den Treibhauseffekt erwärmte Luft verstärke sogenannte Scherwinde, heisst es. Diese Winde würden zu den Turbulenzen führen.
Spannend: Neben dem besonders stark betroffenen Nordatlantik beobachteten die Forschenden in den Daten Zunahmen auch für die Luft über Europa, dem mittleren Osten und dem Südatlantik.
«Turbulenzen kostet Flugbranche Millionen»
Die Zunahme der Turbulenzen ist für die Luftfahrtunternehmen ein grosses Problem, wie Erstautor Mark Prosser erklärt: «Turbulenzen führen zu unruhigen Flügen und können mitunter gefährlich sein. Die Airlines werden sich Gedanken darüber machen müssen, wie sie mit den zunehmenden Turbulenzen umgehen werden.«
Prosser spricht von zusätzlichen Kosten für die Branche – alleine in den USA – von jährlich 150 bis 500 Millionen Dollar. Neben den Unannehmlichkeiten für das Flugpersonal und die Passagiere würden nämlich die Turbulenzen auch die Flugzeuge selbst belasten. «Das führt zu einer schnelleren Abnutzung des Materials.»
Die Wissenschaftler sind sich einig, dass die Fluglinien in Zukunft bessere Wettervorhersagen brauchen werden, um den Turbulenzen auszuweichen. Das heisst aber auch, dass die Kosten für die Luftfahrt insgesamt steigen werden.
In anderen Worten: Fliegen dürfte noch teurer werden!