Wenn der Roboter durchs Feuer geht

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Deutschland,

Roboter nehmen Menschen schon jetzt einiges ab - als lernende Systeme könnten sie demnächst auch Lebensretter sein. Technisch ist vieles bereits möglich. Die Frage ist, was der Mensch will.

Aus Sicht der Wissenschaftler könnten solche Roboter schon in vier bis sechs Jahren Menschen bei heiklen Einsätzen unterstützen. Foto: Uli Deck
Aus Sicht der Wissenschaftler könnten solche Roboter schon in vier bis sechs Jahren Menschen bei heiklen Einsätzen unterstützen. Foto: Uli Deck - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie sehen teils martialisch aus, haben aber etwas vom freundlichen Superhelden Spider-Man: Lernende Roboter, die für Menschen durchs Feuer gehen, tief untertauchen, in verseuchte Areale vordringen oder die Wände hochklettern.

Einige Exemplare stellte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vor - zusammen mit einem Bericht, der die Potenziale solcher Systeme in «lebensfeindlichen Umgebungen» auslotet. Aus Sicht der Wissenschaftler könnten diese schon in vier bis sechs Jahren Menschen bei heiklen Einsätzen unterstützen - bei Bränden, Chemieunfällen, Erdbeben, beim Rückbau von Atomkraftwerken oder bei der Wartung von Windrädern.

«Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist mit enormen Chancen für unsere Gesellschaft verbunden», ist KIT-Präsident Holger Hanselka überzeugt. Ferngesteuerte Roboter sind zwar schon in Aktion: beim Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris etwa, im Weltraum, in der Tiefsee oder in kontaminierten Gebieten. Die wenigsten können aber zusätzlich selbstständig auf neue Herausforderungen reagieren. Künftig sollen lernende Roboter deshalb komplexe Situationen «verstehen» können, heisst es im Bericht der Plattform Lernende Systeme, einem Zusammenschluss von Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft im Bereich Künstliche Intelligenz.

Lernende Roboter sollen sich an veränderte Situationen anpassen, ohne dafür neu programmiert werden zu müssen. Ziel ist: Menschen in Gefahrensituationen zu unterstützen und damit Risiken für Retter deutlich zu senken. Rettungseinsätze in schwer zugänglichen Umgebungen würden dadurch kostengünstiger oder überhaupt erst möglich.

So sollen die Maschinen zum Beispiel schnell ein detailliertes Lagebild erstellen, eine Kommunikations- und Logistikinfrastruktur für Rettungsarbeiten aufbauen, Verletzte suchen, Gefahren identifizieren und eindämmen. Oder sie sollen - wie der Great Diver - unter Wasser autonom unterwegs sein, etwa Fundamente einer Offshore-Windkraftanlage begutachten und bei Bedarf Unterstützung durch Taucher oder ferngesteuerte Systeme anfordern.

Deutsche Wissenschaftler sind im internationalen Vergleich technologisch schon sehr weit, sagt Jürgen Beyerer, KIT-Professor für Interaktive Echtzeitsysteme und Leiter der Arbeitsgruppe «Lebensfeindliche Umgebungen». Bevor die lernenden Roboter weltweit zum Einsatz kommen, müssen neben technischen Fragen - wie der Interaktion mit Menschen - auch Fragen der Verantwortung, Entscheidungshoheit und Sicherheit geklärt werden.

«Wir können alles programmieren», sagt KIT-Professor Tamim Asfour, Leiter der Forschungsgruppe für Humanoide Roboter. Letztlich gehe es aber darum, eine Situation zu verstehen. «Das ist auch für einen Feuerwehrmann schwierig.»

Ein Knackpunkt sind Dilemma-Fragen wie die: Wer ist zuerst zu retten? Eine Maschine kann falsch entscheiden. Doch auch der Mensch mache täglich Fehler, betont KIT-Präsident Holger Hanselka. «Das wird dann aber akzeptiert.» Was eine Maschine letztlich entscheiden darf, müsse in der Gesellschaft diskutiert werden. «Der Mensch als Einsatzkraft und Entscheider wird dabei auch zukünftig - vor allem bei Einsätzen zur Rettung von menschlichem Leben - nicht ersetzbar sein», so das Fazit der Wissenschaftler in ihrem Bericht.

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