Wird Giorgia Meloni die erste Frau an der Spitze von Italien?
In Italiens Politik könnte erstmals eine Frau Nummer 1 werden. Die Rechtspopulistin Giorgia Meloni führt bei den Parlamentswahlen deutlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Erstmals könnte in Italien eine Frau an die Regierungs-Spitze treten.
- Seit 1945 waren 30 Männer im italienischen Regierungsamt.
- Für die Wahlen am kommenden Wochenende führt Giorgia Meloni momentan deutlich.
Nach Deutschland und Grossbritannien könnte nun auch in Italien eine Frau an die Spitze der Regierung treten. Am kommenden Wochenende sind die italienischen Parlamentswahlen und die Nationalistin Giorgia Meloni führt laut Umfragen deutlich.
Seit 1945 waren 30 Männer im Amt des Regierungschefs. Somit könnte die Chefin der extrem rechten Partei Fratelli d'Italia Geschichte schreiben. Dies könnte ausserdem eine grosse Zeitwende bedeuten. Ihre Mitte-Rechts-Allianz winkt ein überwältigender Sieg.
Von einer wichtigen Entwicklung spricht der Politikwissenschaftler Andrea Ungari. «Ein Wahlsieg Melonis könnte die Frauen mehr in den Mittelpunkt der Politik stellen». Dies sagt der Professor an der Römer Universität Luiss der Deutschen Presse-Agentur.
Giorgia Meloni ohne grosse Hilfe
«Meiner Meinung nach wäre das ein Schritt nach vorne für die Frauen.» Ungari erinnert daran, dass es Meloni «ohne grosse Hilfe» so weit geschafft habe. «Nicht, weil sie Ehefrau oder Tochter von irgendjemandem war».
Dass die 45-Jährige aber erfolgreich sein konnte, in der Alpha-Männer wie Silvio Berlusconi ein eigenes und wenig fortschrittliches Frauenbild haben. Das nennt Ungari «einen dieser Widersprüche der Geschichte». Sie selbst sagt: «Egal, was dein Geschlecht ist, dir wird nichts geschenkt.»
Kritiker befürchten, dass eine rechte Regierung für Frauen in Italien ein Rückschritt bedeute. «Giorgia Meloni gewinnt, weil sie «Gott, Vaterland und Familie», dieses patriarchalische Konzept unserer Gesellschaft, nicht anrührt». Dies bemängelte Enrico Letta von Sozialdemokraten. Gott, Vaterland, Familie – «damit verteidigen wir unsere Identität», sagte Meloni.
Ihre Gegner hören solche Aussagen mit Sorge. «Melonis Politik ist sehr negativ für die Frauen». Dies meint Emma Bonino, langjährige Parlamentarierin, mehrmalige Ministerin, einst EU-Kommissarin und Vorkämpferin für Frauenrechte in Italien.
Angst vor Rückschritt
Von Emanzipation sei diese Rechte weit entfernt. «Giorgia Meloni vertreten eine Politik, in der Frauen in ihren Rollen bleiben, als Heimchen am Herd, Mutter, Ehefrau.» Meloni bedeute für Frauen einen «Rückschritt», sagt Bonino.
Dem hält Meloni entgegen, dass sie sich sehr wohl für Frauen und deren Rechte einsetze. Das gesetzliche Recht auf Abtreibung etwa wolle sie nicht abschaffen, obwohl das ihre Gegner ständig behaupteten. Dies sagte sie zuletzt immer wieder. Im Wahlprogramm der Rechts-Allianz stehen zudem Hilfen für Familien und für junge Mütter, die wieder in den Beruf zurückkehren wollen.