Wirecard erhöht nach schwungvollem Jahresstart Prognose
Die Geschäfte des Zahlungsabwicklers Wirecard laufen besser als erwartet. Das Unternehmen profitiert vom Trend zu elektronischen Zahlungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein rasantes Wachstum im ersten Quartal stimmt den Zahlungsabwickler Wirecard für das Gesamtjahr zuversichtlicher.
Das wegen Bilanzierungsproblemen unter Druck stehende Management um Vorstandschef Markus Braun schraubte die Erwartung an das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in diesem Jahr auf 760 bis 810 Millionen Euro hoch, wie der Dax-Neuling in Aschheim bei München mitteilte.
Die Anhebung der Prognose ist bei Wirecard zwar fast schon Gewohnheit, diesmal hatten Börsianer das mehrheitlich aber nicht erwartet. Ursprünglich hatte Braun 740 bis 800 Millionen Euro angepeilt. Hauptgeschäft von Wirecard ist die Abwicklung bargeldlosen Bezahlens sowohl online als auch in Geschäften.
Wirecard profitierte vom ungebrochenen Trend hin zu elektronischen Zahlungen vor allem beim Onlineshopping. Die Zahl der angeschlossenen Händler kletterte von rund 279.000 Ende des Vorjahrs auf 293.000. Das Transaktionsvolumen auf der eigenen Zahlungsplattform wuchs im ersten Quartal um gut 37 Prozent auf 36,7 Milliarden Euro. Hiervon behält Wirecard einen gewissen Anteil an Gebühren ein, laut Unternehmensangaben sind das zwischen 1,4 und 1,7 Prozent.
Im ersten Quartal kletterte der Umsatz von Wirecard im Jahresvergleich um knapp 35 Prozent auf 566,7 Millionen Euro, das operative Ergebnis sogar um fast 41 Prozent auf 158 Millionen Euro. Unter dem Strich stieg der Nettogewinn um die Hälfte auf 106 Millionen Euro. Der weitaus grösste Teil des Wachstums kam aus eigener Kraft, also ohne Zukäufe und Wechselkurseinflüsse. Die Aktie legte bis zum Nachmittag um rund 3 Prozent zu.
Berichte zu Untersuchungen rund um Unregelmässigkeiten in der «Financial Times» hatten Ende Februar deutliche Kursverluste zur Folge. Die Konzernspitze räumte letztlich Fehler und «Qualitätsmängel» in der Buchhaltung ein - wenn auch in geringerer Höhe als in den «FT»-Berichten suggeriert. Vom Vorwurf systematischen Betrugs und krimineller Scheinbuchungen sieht sich Wirecard nach den eigens in Auftrag gegebenen Untersuchungen und kleineren Korrekturen in der Bilanz aber entlastet.
Der Aktienkurs hat sich inzwischen deutlich von den Tiefschlägen erholt, liegt aber trotzdem weiter unter dem Niveau von vor dem Bekanntwerden der Probleme. Der geplante Einstieg des japanischen Konzerns Softbank über eine Wandelanleihe mit 900 Millionen Euro gab dem Aktienkurs jüngst noch einmal Schub.
Softbank gilt als einer der wichtigsten und grössten Technologie-Investoren weltweit. Wirecard will mit dem neuen Partner an der Seite auch Zugang zu dessen Beteiligungen bekommen, um diese womöglich für sich als Kunden zu gewinnen. Mit bis zu acht von Softbanks Beteiligungen sei Wirecard schon im Gespräch, sagte Braun in einer Telefonkonferenz. Zudem soll Softbank den Markteintritt in Japan und Südkorea erleichtern.
Mehr als die Hälfte der Zahlungsströme wickelt Wirecard mittlerweile ausserhalb Europas ab. Wirecard rechnet bis ins Jahr 2021 mit einem Marktwachstum bei bargeldlosen Zahlungen von rund 14 Prozent pro Jahr. 2025 will das Unternehmen mehr als 710 Milliarden an Zahlungen jährlich abwickeln, der Umsatz soll auf über 10 Milliarden Euro klettern.