Zahl der Arbeitslosen im September um 85.000 gesunken
Das Wichtigste in Kürze
- BA-Chef Scheele sieht Arbeitsmarkt weiter in robuster Verfassung.
Im September sank die Zahl der Jobsuchenden in Deutschland um 85.000 auf 2,234 Millionen, wie die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) am Montag mitteilte. Der Rückgang fiel etwas geringer aus als von August auf September üblich, dennoch «kann man von keiner krisenhaften Entwicklung am Arbeitsmarkt reden», sagte BA-Chef Detlef Scheele.
Die September-Arbeitslosigkeit war die geringste seit der Wiedervereinigung. Gegenüber dem September des Vorjahres suchten 22.000 Menschen weniger einen Job. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,2 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent.
Scheele sagte, alles in allem sei der Arbeitsmarkt weiter «in einer robusten Verfassung». So hätten sich die Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter erhöht. Das Beschäftigungswachstum verliere allerdings an Schwung, auch die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeitern sei weiter gesunken. Dies allerdings von einem nach wie vor hohen Niveau ausgehend.
Wie Scheele sagte, sind vor allem die von Zeitarbeitsfirmen beschäftigten Menschen von der aktuell negativen Entwicklung betroffen.«Das ist die einzige Branche, die so nachhaltig Personal abbaut», sagte Scheele über die Zeitarbeitsfirmen. Dort seien konjunkturbedingt bereits 14 Prozent der Stellen abgebaut worden. Betroffen davon seien vor allem Hilfsarbeiter und Flüchtlinge. Da bei diesen kein Anspruch auf das Arbeitslosengeld I bestehe, würden sie durch den Stellenverlust Hartz-IV-Bezieher.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte, auch falls sich die Konjunktur weiter abschwäche, sei Deutschland gut gerüstet. Die Rücklagen der Bundesagentur seien hoch, es gebe eine grosse Bandbreite schnell einsetzbarer arbeitsmarktpolitischer Instrumente. Heil bekräftigte, mit Blick auf die Zukunft vor allem Wert auf «mehr Weiterbildung und Qualifizierung mit Weitsicht» zu legen.
Der Grünen-Arbeitsmarktexperte Wolfgang Strengmann-Kuhn forderte, die Arbeitslosenversicherung zu stärken. «Mehr als die Hälfte der Kurzzeitarbeitslosen hat keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I. Daher muss der Zugang zum Arbeitslosengeld I verbessert werden.» Die Arbeitslosenversicherung müsse dazu zu einer Arbeitsversicherung für alle Erwerbstätigen weiterentwickelt werden. Die Grünen wollten eine Garantiesicherung, die das Existenzminimum in allen Lebenssituationen absichere.
Die Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann forderte, angesichts der schrumpfenden Wirtschaft die Binnennachfrage mit höheren Löhnen und Sozialleistungen zu stärken. «Die Linke fordert einen leichteren und schnelleren Zugang zum Arbeitslosengeld. Nur so werden auch kurzzeitig Beschäftigte abgesichert.»