Die steigende Zahl toter Wölfe überfordert die Untersuchungskapazitäten in Deutschland und der Schweiz.
Rehe, Wildscheine und Hirsche: Wölfe finden in Deutschland mehr als genug Beute.
Rehe, Wildscheine und Hirsche: Wölfe finden in Deutschland mehr als genug Beute. - Julian Stratenschulte/dpa

Die Zahl der tot aufgefundenen Wölfe ist in Deutschland mittlerweile so gross, dass nur noch jedes zweite Tier umfassend untersucht werden kann. Auch in der Schweiz wird aus Kapazitätsgründen seit letztem Jahr nicht mehr jedes einzelne Tier zwingend genau obduziert.

Bis Anfang Mai sei in Deutschland jeder Totfund im Computertomografen und auf dem Seziertisch gelandet, erklärte das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin.

Jetzt sei das angesichts von mehr als Hundert toten Wölfen pro Jahr nicht mehr zu schaffen. Kürzlich wurde in dem Institut der 1000. tote Wolf untersucht. Etwa drei Viertel dieser Wölfe seien durch Verkehrsunfälle gestorben. Jedes zehnte Tier sei illegal geschossen worden, obwohl Wölfe als streng geschützte Art in Deutschland nicht bejagt werden dürfen.

Todesursachen und Wolfsmonitoring

Beim jüngsten Wolfsmonitoring wurden mehr als 1339 Wölfe in Deutschland nachgewiesen, verteilt über fast alle Bundesländer.

In der Schweiz wird nach wie vor jedes tote Wolfstier begutachtet, aber seit Ende letzten Jahres nicht mehr zwingend genau obduziert. Die meisten Obduktionen führt das Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit der Universität Bern (Fiwi) durch.

Es interessiert sich für das Monitoring und frühe Erkennen von Krankheiten. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Untersuche von Wolfskadavern einerseits wegen steigender Populationen und andererseits jüngst wegen Abschüssen markant an. 2022 führte das Fiwi schon 37 Analysen durch, 2018 waren es gerade mal 8 gewesen.

Herausforderungen in der Wildtierdiagnostik

Die Untersuchung von Wölfen stelle eine Herausforderung für die Kapazitäten in der Wildtierdiagnostik dar und bringe für die Tiergesundheitsüberwachung wenig Mehrwert, hiess es in dem im letzten Jahr publizierten Jahresbericht des Fiwi. Eine Reduktion der durchgeführten Untersuchungen sei dringend.

Mittlerweile führt das Fiwi teils für mutmasslich gesunde Tiere lediglich Minimaluntersuchungen durch. Zudem würden die Kantone teils die Untersuchung selbst durchführen, hiess es beim Fiwi auf Anfrage.

In der Schweiz wurden im vergangenen Jahr 313 Wolfsindividuen nachgewiesen. Mehrere dutzend Tiere liessen die Kantone abschiessen, um mögliche Schäden an Nutztieren zu verhindern.

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