1. August: Wie steht es eigentlich um die neue Schweizer Hymne?
Am 1. August wird an vielen Feiern auch die Nationalhymne gesungen. Aber wie steht es eigentlich um die alternative Hymne, die seit 2016 existiert?
Das Wichtigste in Kürze
- Bei vielen 1. August-Feiern ist auch das Singen der Nationalhymne ein Programmpunkt.
- Vielerorts wird der altbekannte Schweizerpsalm aus dem 19. Jahrhundert erklingen.
- Seit 2016 existiert eine Alternativhymne der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft.
- Diese soll laut Initianten dereinst den Schweizerpsalm ersetzen.
Am 1. August werden die Schweizer wieder auf ihre Textkenntnisse der Nationalhymne geprüft: An vielen Feiern ist das Singen der Landeshymne eine Selbstverständlichkeit.
Doch längst nicht alle haben den Text verinnerlicht, gerade weil manchen die inhaltliche Identifikationsmöglichkeit mit dem religiös geprägten Text fehlt. Dies ist einer der Gründe, weshalb es seit 2016 eine Alternativhymne gibt.
Hymne-Debatte sorgt für rote Köpfe
Die neue Nationalhymne resultierte aus einem Wettbewerb der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) und hat seitdem für angeheizte Debatten gesorgt.
Der Streit um die Hymnen kommt nicht von ungefähr, wie SGG-Geschäftsleiter Lukas Niederberger erklärt. «Bei der Gegenüberstellung der beiden Texte begegnen einander verschiedene Narrative der Schweiz.»
«Der Text der neuen Hymne basiert auf der Verfassungspräambel und enthält unsere zentralen Werte.» Anstatt Gott und Vaterland werden die aufklärerischen Werte von Freiheit, Gleichheit und Solidarität besungen.
Keine Eile für neue Hymne
Der fertige Vorschlag steht also. Dieser sollte eigentlich dereinst den Schweizerpsalm von 1841 ersetzen. Doch laut SGG ist nicht allzu bald mit der offiziellen Ablösung, abgesegnet durch Parlament und Stimmbevölkerung, zu rechnen.
«Das erste Ziel liegt darin, durch den vorgeschlagenen neuen Hymnentext eine nationale Wertedebatte anzuregen», betont Niederberger.
Es gebe keine Eile, den neuen Text zu erzwingen. Niederberger: «Bewusstseinsprozesse dauern in der Regel eher Jahrzehnte als Jahre.» Der vorgeschlagene Text werde man erst dann der zuständigen Bundesbehörde einreichen, wenn dieser besser bekannt sei.
Doch Niederberger ist zuversichtlich, dass eine breitere Abstützung gelingen wird: «Wo immer Menschen den neuen Hymnentext lesen oder gar als Gesang mit der vertrauten Hymnenmelodie hören, legen sie ihre Skepsis in der Regel ab.»
Sogar an der Schlachtfeier von Sempach habe es nach der Aufführung standing ovations gegeben. Von einem Publikum, sagt Niederberger, das man kaum als durchwegs links beschreiben würde.
Feiern am 1. August: Welcher Text wird gesungen?
So oder so: Jede Gemeinde kann am 1. August selber bestimmen, welche Hymne gesungen wird. Auch wenn der Bundesrat den Schweizerpsalm 1981 zur offiziellen Hymne erklärte; verpflichtend ist dies nur für militärische und diplomatische Anlässe.
Wo die neue Hymne am 1. August – meist zusammen mit der alten – zum Einsatz kommt, kann die SGG auch erst im Nachhinein sagen. Auf der traditionellen Rütlifeier, welche die SGG seit jeher ausrichtet, wird man logischerweise auch den neuen Text zum Besten geben.