Der SBB wird gerne vorgeworfen, sie sei zu teuer. Eine Studie des Bundes schlägt daher eine dritte, günstigere Klasse vor. Doch die SBB winkt ab.
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Bis 1956 hatte die SBB drei Klassen im Angebot. Doch eine Wiedereinführung steht ausser Frage. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie im Auftrag des Bundes empfiehlt eine dritte Klasse im öffentlichen Verkehr.
  • Damit soll Bahnfahren für Kunden mit kleinerem Budget attraktiv bleiben.
  • Der Verkehrs-Club der Schweiz VCS winkt ab.
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Statt einer ersten und zweiten, soll es gar eine dritte Klasse im Zug geben. Dies ist die Empfehlung einer Studie, die das Bundesamt für Verkehr (BAV) in Auftrag gegeben hat.

Mit einer dritten Klasse sollen die SBB und andere Transportunternehmen zukünftig gegen günstigere Alternativen bestehen.

Durch Flugzeugbestuhlung würden die Passagiere zwar enger aufeinander sitzen, bezahlen dafür aber einen kleineren Preis. Klingt plausibel, oder?

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SBB-Mediensprecher Christian Ginsig begründet, warum die Wiedereinführung von drei Klassen kein Thema sei. - SBB

Nicht so für die SBB. Wie Mediensprecher Christian Ginsig auf Anfrage sagt, ist «eine dritte Klasse für den SBB-Fernverkehr kein Thema.»

SBB setzt voll und ganz auf Sparbillette

Die Begründung ist deutlich: «Weil eine dritte Wagenklasse keine Kapazitätsprobleme lösen würde, wie sie in den Hauptverkehrszeiten bestehen.»

Daher setze man auf Sparbillette. Damit könne sie Kunden in den Nebenverkehrszeiten günstige Fahrten ermöglichen und Züge zu Hauptverkehrszeiten entlasten.

«Kein einziges Land in ganz Europa verfügt aktuell über eine dritte Klasse», so Ginsig.

Zwar hatte die SBB bis 1956 eine dritte Klasse. Da aber der internationale Eisenbahnverband UIC die Vereinheitlichung auf zwei Klassen beschloss, zog die SBB nach.

Zu unbequem und zu wenig Platz

Auch beim Verkehrs-Club der Schweiz VCS stösst die Idee mit drei Klassen auf taube Ohren. Verschiedene Angebote für verschiedene Ansprüche seien zwar wichtig.

Aber Geschäftsführer Anders Gautschi stellt klar: «Wir sehen keine Vorteile in einer zusätzlichen dritten Klasse.»

Denn damit es für den Fahrgast wirklich günstiger würde, «müsste er enorm an Komfort einbüssen.»

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VCS-Geschäftsführer Anders Gautschi glaubt, drei Klassen würden in der Schweiz kein Bedürfnis decken. - VCS

Etwa mit unbequemen Holzbänken. Und sowieso: «Man kann gar nicht so viel zusätzlichen Platz schaffen, damit es für den Fahrgast wirklich günstiger wäre.»

Auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) selber scheint wenig begeistert.

Mediensprecher Gregor Saladin sagt, man habe die Studie zur Kenntnis genommen. «Es sind aber keine spezifischen Umsetzungsprojekte im Gang.»

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