Alte Frauen sind oft Opfer (sexueller) Gewalt und Benachteiligung

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Bern,

Alte Menschen werden selten als Opfer von Gewalt, sexueller Belästigung oder starker Benachteiligung angeschaut. Das muss sich laut einer Organisation ändern.

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Auch alte Frauen werden Opfer sexueller Gewalt. Etwas, worüber kaum einer spricht – am allerwenigsten die Opfer selber. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Sechstel der Schweizer Bevölkerung ist über 65 Jahre alt.
  • Gewalt, Ungleichberechtigung und Tabuisierung machen vor dieser Altersgruppe nicht halt.
  • Dies steht in der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» ab 25. November im Fokus.

Wer an die Opfer von Gewalt denkt, hat oft ein bestimmtes Bild vor Augen. Doch Gewalt trifft Menschen aus allen Schichten. Und auch aus allen Altersgruppen.

Aktuell sind 1,5 Millionen Menschen, die in der Schweiz leben, 65 oder älter. Dass die Opfer von Gewalt gerade in diesem Lebensabschnitt zahlreich sind, erstaunt eigentlich nicht.

Dennoch ist Gewalt an älteren Menschen nichts, worüber die Massen sprechen. «Die Thematik ist wichtig, da sie tabuisiert ist und zu wenig darüber gesprochen wird», so Anna-Béatrice Schmaltz vom christlichen Friedensdienst.

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Schmaltz leitet die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Die Kampagne fokussiert jedes Jahr auf einen anderen Aspekt der Gewalt. Sensibilisiert und informiert darüber, wo Hilfe wartet. Dieses Jahr arbeiteten die Verantwortlichen eng mit der Unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter zusammen.

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Älteren Menschen fällt es oft schwer, sich in Situationen von Unterdrückung oder gar Misshandlung Hilfe zu holen. - Pixabay

Gewalt bei Seniorinnen hat viele Gesichter. Sie meint nicht nur Handgreiflichkeit, sondern auch Tabuisierung, mangelnde Unterstützung und mangelnde Gleichberechtigung.

Sexualität im Alter

Die Gewalt trifft beispielsweise die Sexualität alter Menschen. «Betagte sind in den Augen der Gesellschaft einerseits asexuelle Wesen oder deren sexuelle Wünsche und Verhalten gelten gar als pervers», so Schmaltz.

Einerseits bedeutet dies, dass entsprechende Bedürfnisse schwieriger befriedigt werden. Werden alte Frauen zudem Opfer von sexueller Gewalt, fällt es ihnen viel schwerer, darüber zu sprechen.

Homosexualität im Alter

Neben der Sexualität per se, wird insbesondere Homosexualität bei alten Menschen tabuisiert. «Die betagten Lesben, Schwulen und Bisexuellen sind in einem gesellschaftlichen Klima der Ablehnung und Unterdrückung sowie in der Regel ohne Hilfen bei ihrer gleichgeschlechtlichen Sozialisation herangewachsen.»

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Gewalt bei alten Menschen wird nur selten thematisiert. - Pixabay

Entsprechend fehlt vielen Menschen dieser Altersgruppe eine gleichgesinnte Gemeinschaft.

Armut bei Seniorinnen

Eine Studie des Bundesamts für Sozialversicherungen zeigte, wie viel schlechter Rentnerinnen gegenüber Rentnern finanziell gestellt sind.

Der Gender Pension Gap (GPG) für die gesamte Altersrente liegt in der Schweiz bei 37 Prozent. Das heisst, eine durchschnittliche Frauenrente beträgt nur 63 Prozent einer Männerrente.

Care-Arbeit

Mehr als die Hälfte der pflegebedürftigen alten Menschen in der Schweiz werden daheim von Familienangehörigen gepflegt. Frauen übernehmen dabei im Durchschnitt wöchentlich 11,4 Stunden Pflegearbeit.

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Alten Frauen attestiert die Gesellschaft meist in erster Linie die Rolle der Grossmutter. Als solche leistet sie oft viele Stunden unbezahlter Pflege-Arbeit. - Pixabay

Bei Männern sind es im Schnitt 4,5 Stunden pro Woche, in denen sie Care-Arbeit leisten. Meist sind es Partnerinnen, die ihren betagten Partner pflegen. «Die im Lebenslauf angelegten Geschlechterverhältnisse setzen sich bis ins hohe Alter fort», so Schmaltz.

Oma wehrt sich

Um dieses Themenbündel in den Fokus zu nehmen, sind verschiedene Aktionen geplant. Podcasts sollen die Perspektive von betroffenen, älteren Frauen aufzeigen. Diese wehren sich gegen alte Rollenbilder und für mehr Gleichberechtigung.

Zudem werden Ende November in verschiedenen Schweizer Städten bestimmte Gebäude orange angestrahlt. «Um ein gut sichtbares Zeichen gegen Gewalt zu setzen», so Schmaltz.

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