Ältere Privatpiloten werden strenger kontrolliert als Autofahrer
Mit Schweizer Kleinflugzeugen haben sich innerhalb von wenigen Tagen gleich zwei Abstürze ereignet. In beiden Fällen waren die Piloten fast 80 Jahre alt.
Das Wichtigste in Kürze
- In weniger als zwei Wochen ereigneten sich drei Unfälle mit Schweizer Kleinflugzeugen.
- In zwei Fällen stürzte das Flugzeug aus noch ungeklärten Gründen ab. Die Piloten starben.
- Aber: Privatpiloten über 50 werden in der Schweiz strenger kontrolliert als Autofahrer.
Aus der Sicht der Schweizer Kleinflugzeug-Branche ist der Jahreswechsel unschön verlaufen. Denn innert kürzester Zeit ereigneten sich gleich zwei Abstürze sowie eine Notlandung mit Schweizer Maschinen.
Kurz vor Silvester, am 29. Dezember, stürzte in Arosa GR ein Kleinflugzeug ab. Der 79-jährige Pilot erlag nun am Dienstag seinen schweren Verletzungen. Sein 62-jähriger Begleiter wurde schwer verletzt.
Am Dienstag, 7. Januar, kam es in der Gemeinde Schongau LU zu einem Absturz einer Cessna. Der Pilot, ein 78-jähriger Mann, starb noch auf der Unfallstelle. Die Cessna stürzte wenige Minuten nach dem Start ab. Weshalb, ist noch unklar.
Ein weiteres Schweizer Kleinflugzeug musste zudem am 4. Januar im slowenischen Portoroz mit eingezogenem Fahrwerk notlanden, wie das Schweizer Luftfahrt-Portal SkyNews.ch berichtet. Es entstand ein geringer Sachschaden.
Gesundheitliche Probleme als Absturzursache?
Diese Häufung von Flugunfällen sei schon ungewöhnlich, sagt der SkyNews.ch-Chefredaktor Hansjörg Bürgi gegenüber Nau. Eigentlich sei das Wetter die grösste Gefahr für Kleinflugzeuge und somit oft schuld am Absturz. Da aber sowohl in Arosa wie auch in Buttwil ideale Wetterverhältnisse geherrscht hatten, könne das Wetter in diesen Fällen kaum für den Absturz verantwortlich sein.
Bürgi geht vielmehr davon aus, dass gesundheitliche Probleme der Piloten dazu geführt haben könnten.
Piloten über 50 müssen jährlich zum Medizincheck
Beide verunglückten Piloten waren knapp 80 Jahre alt. Wäre eine Altersbeschränkung für die Privatpiloten-Lizenz notwendig? Bürgi winkt ab. «Privatpiloten müssen ab dem 50. Altersjahr jährlich zum Fliegerarzt, bis 50 alles zwei und bis 40 alle fünf Jahre. Der Arzt macht jeweils eine ausführliche Kontrolle, um zu testen, ob die Piloten noch flugtauglich sind», erklärt er.
Generell wird die Tauglichkeit von älteren Piloten stärker kontrolliert als jene von älteren Autofahrern.
Nebst den medizinischen Checks müssen Privatpiloten laut Bazl-Sprecher Christian Schubert jährlich minimale Flugstunden im Umfang von zwölf Stunden sowie einen Checkflug mit einem Fluglehrer absolvieren, um ihre Fluglizenz nicht zu verlieren.
Berufspiloten hingegen, die alleine fliegen, müssen mit 60 Jahren und jene, die zu zweit fliegen, mit 65 Jahren den Steuerknüppel abgeben.
Immer weniger Hobby-Piloten
In der Schweiz ist die Anzahl der Privatpiloten-Lizenzen in den Jahren 2016 bis 2018 um zwei Prozent auf 4934 zurückgegangen, wie das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL auf Anfrage erklärt.
Bürgi bedauert diesen Rückgang. «Viele Privatpiloten leiden unter der Flut von neuen Regulierungen, was das private Fliegen auch verteuert. Zudem ist das Image des Berufspiloten nicht mehr dasselbe», sagt er. Hohe Ausbildungskosten, tiefe Einstiegslöhne oder unregelmässige Dienstpläne seien die Gründe. «Wen aber das Flugfieber gepackt hat, der schreckt davor nicht zurück.»