Armut in der Schweiz bereitet Caritas Sorgen

615'000 Personen in der Schweiz sind laut Statistik arm – Tendenz steigend. Caritas ist empört, dass der Bundesrat in der Armutspolitik zurückbuchstabiert.

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Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz, im Interview. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • 615'000 Personen in der Schweiz leben in Armut.
  • Caritas wirft dem Bundesrat vor, in der Armutspolitik zu wenig aktiv zu sein.
  • Das Hilfswerk fordert dringliche Massnahen in der Familien- und Bildungspolitik.

Der Hoffnung ist Ernüchterung gewichen. Als vor zehn Jahren die Armut auf Bundesebene statistisch erfasst wurde und 2014 das Nationale Armutsprogramm startete, war Hugo Fasel glücklich. Der Direktor von Caritas Schweiz war froh, dass das Thema Armut in der Schweiz wirksam angegangen wird. Heute sieht er sich getäuscht. «Der Bundesrat verweigert sich der Armutspolitik», behauptet er.

Ende Jahr läuft das Armutsprogramm aus. Doch bereits im April hat der Bundesrat festgehalten, dass dringliche Massnahmen für die Bekämpfung nötig seien. Trotzdem buchstabiere er nun zurück, weil er kein Armutsmonitoring wolle. Die Regierung ist gemäss Fasel immer noch der irrtümlichen Meinung, Armutsbekämpfung sei Sache der Kantone, weil die Sozialhilfe auf dieser Stufe angesiedelt ist.

«Bundesrat muss mehr tun»

«Das ist jedoch falsch», sagt Fasel. «Um eine wirksame und verbindliche Armutspolitik zu betreiben, braucht es Massnahmen in der Familien- und Bildungspolitik.» Dort sei der Bund gefragt. «Wir haben in der Schweiz für alles möglich eine Komission, nur nicht für ein so grosses Thema wie die Armut.»

Doch ab wann lebt jemand in Armut? Laut Bundesamt für Statistik sind Personen, welche weniger als 2247 Franken pro Monat verdienen, arm. Sie kommen finanziell nicht über die Runden, verzichten auf den Zahnarzt und Weiterbildungen. Immer höhere Mieten, steigende Krankenkassenprämien sowie sinkende Prämienverbilligungen tragen zu dieser Notsituation bei.

Neben Faktoren wie ein eher geringer Bildungsstand oder gesundheitliche Probleme, sind besonders Menschen betroffen, welche befristete Arbeitsverträge haben, nur Teilzeit angestellt sind oder eine Anstellungen in Tieflohnbranchen haben.

Am 7. September 2018 findet die Nationale Armutskonferenz mit Bundespräsident Alain Berset statt. Verlangt wird dort von ihm eine aktive Bildungs-, Familien- und Wohnungspolitik, welche den Namen verdiene. Die Forderungen der Caritas und deren Direktor Hugo Fasel sind also klar: «Wir erwarten mehr Engagement vom Bundesrat

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