Banken bauen immer mehr Bankomaten ab
In der Schweiz gibt es immer weniger Bankomaten. Weil sie keiner mehr braucht. Dafür bezahlen Herr und Frau Schweizer immer lieber mit der Kreditkarte.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz werden immer mehr Bankomaten abgebaut.
- Der Trend hin zum bargeldlosen Bezahlen führt dazu, dass sie immer weniger benutzt werden.
- Der Siegeszug der Debitkarte hat nicht für alle Branchen nur Vorteile.
Die Schweizer Bevölkerung hat hinter Lichtenstein die zweithöchste Kaufkraft in Europa. Sie bezahlt dabei immer seltener in bar und zückt stattdessen immer öfters das Kärtchen. Obwohl hier der nächste Bankomat im Schnitt nur rund 4 Minuten entfernt liegt, werden sie immer seltener benutzt und darum immer öfters abgebaut.
Schweizer Banken bauen Bankomaten ab
Die vier grössten Banken der Schweiz bestätigen alle, dass sie immer weniger Bankomaten betreiben. Begründet wird mit Veränderungen der Kundenbedürfnisse. Zuletzt gab es zudem eine Häufung von Sprengungen. Die Anzahl UBS-Bancomaten sank beispielsweise in den letzten zehn Jahren um «gut einen Viertel», schreibt die Grossbank auf Anfrage.
Schweizweit gebe es einen «kontinuierlichen jährlichen Rückgang» an Geldautomaten, sagt die Zahlungsverkehr-Betreiberin SIX. Dieser liege jedes Jahr im einstelligen Prozentbereich. Ihre Daten belegen dann auch, dass in der Schweiz seit vor dem Coronavirus immer weniger Bargeld bezogen wird. «Dieser länger bestehende Trend scheint sich durch die Pandemie verstärkt zu haben», so Sprecher Julian Chan.
Schweizer zücken immer öfters die Kreditkarte
Die Zahlen von SIX zeigen auch, dass gleichzeitig Kartenzahlungen in der Schweiz seit vier Jahren konstant zunehmen. Dazu haben insbesondere Mobile Payments wie TWINT in den letzten zwei Jahren zum Höhenflug angesetzt.
Grund dafür ist die immer bessere Verfügbarkeit. Mittlerweile haben fast alle Detailhandels- oder Gastronomiebetriebe auf ein Karten-Terminal aufgerüstet. Wer heute immer noch nur Bargeld akzeptiert, kann schon schiefe Blicke von Kunden ernten.
Obwohl Bargeld das weiter am meisten verwendete Zahlungsmittel bleibt, schrieb die Nationalbank 2020 in ihrer nationalen Zahlungsmittelumfrage: «Die Debitkarte wird mittlerweile in Bezug auf die Nutzerfreundlichkeit und Geschwindigkeit im Gebrauch besser bewertet als das Bargeld; an häufig frequentierten Verkaufspunkten hat sie das Bargeld als bevorzugt eingesetztes Zahlungsmittel abgelöst.»
Gastrosuisse besorgt ab Kosten und Trinkgeld
Doch gerade für Wirte bringen Kartenzahlungen «nicht nur Vorteile», schreibt Gastrosuisse dazu. Zahlungen per Kreditkarte sind oft mit zusätzlichen Kosten verbunden. Für jede Transaktion fällt eine Kommission an und es müssen Verträge mit den Anbietern geschlossen werden.
Das hat auch Einfluss auf das Service-Personal: Beim Griff zur Karte bleiben übrige Münzen eher in der Tasche. «Es kann vorkommen, dass bei Kartenzahlungen das Trinkgeld vergessen geht oder zu kurz kommt», so Gastrosuisse. Viele Betriebe würden darum darauf hinweisen, dass man den zusätzlichen Rechnungsbetrag auch auf die Karte belasten könnte.