Benzinpreis sinkt – Marktlage bleibt aber instabil
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs legte der Benzinpreis massiv zu.
- Inzwischen ist er wieder gesunken, in Köniz BE kostet der Liter noch 1,80 Franken.
- Laut TCS kann es allerdings innert kurzer Zeit Schwankungen geben – in beide Richtungen.
Autofahrer in Köniz BE haben Grund zum Jubeln: Der Benzinpreis ist auf 1,80 Franken gesunken – somit liegt er deutlich tiefer als zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Der Literpreis war nach Kriegsausbruch um fast 40 Prozent gestiegen.
Der Preis-Fall hange mit den Regenfällen in den letzten Tagen zusammen, erklärt Betreiberin «Moveri AG» gegenüber Nau.ch. Diese bewirkten, dass auch die Frachten auf dem Rhein gesunken seien. «Diesen Preisvorteil geben wir an unsere Kunden weiter.»
Allerdings: Die Freude könnte von kurzer Dauer sein.
Der TCS warnt: «Aufgrund der derzeitigen geopolitischen Situation ist die Marktlage eher unstabil und es kann innert kurzer Zeit zu grösseren Schwankungen kommen. Und zwar in beide Richtungen.»
Und: Es ist wohl damit zu rechnen, dass auch die Märkte weiterhin nervös auf neue Ereignisse reagieren, so Sprecher Massimo Gonnella.
Wasserstand hat sich vom Dürresommer erholt
Denn der Benzinpreis wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Einerseits hängt er wie erwähnt von den Transportkosten ab. Diese sind in letzter Zeit gesunken. «Anfang August lagen die Transportkosten auf dem Rhein bei über 250 Franken pro Tonne», so der TCS.
Der Wasserstand habe sich inzwischen wieder etwas vom Dürresommer erholt. «Stand heute sind die Preise erstmals wieder unter 60 Franken pro Tonne gesunken», so Gonnella. Das liege jedoch «immer noch weit über den üblichen Frachtkosten» von zwischen 15 und 30 Franken pro Tonne.
Laut Berechnungen des TCS bedeutet eine Preisänderung von 14 Franken pro Tonne einen Preisanstieg an der Zapfsäule um einen Rappen. «Sollten die Transportkosten für die Rheinschifffahrt also weiter sinken, müsste sich dies auch auf den Preis an den Zapfsäulen auswirken.»
Nachfrage & Dollar-Kurs beeinflussen Benzinpreis
Andererseits hängt der Benzinpreis vom Spotpreis von Benzin oder Diesel an den Börsen in Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen ab. «Dieser Preis wird in USD pro Tonne berechnet und schwankt je nach Angebot und Nachfrage», so Gonnella.
Der Spotpreis wiederum hänge stark vom Ölpreis ab, woraus das Endprodukt hergestellt wird.
«Derzeit ist der Ölpreis wieder auf das Niveau vor dem Krieg in der Ukraine gesunken», sagt Gonnella. Aber: «Das könnte sich rasch wieder ändern, wenn sich beispielsweise die politische Situation noch weiter anspannen sollte.»
Der Preis von Kraftstoff werde jedoch auch von Schwankungen des Dollar-Kurses beeinflusst, in dieser Währung wird er gehandelt. «Der Dollar-Franken-Wechselkurs blieb in letzter Zeit zwar ziemlich stabil, auch das kann sich jedoch rasch ändern», so der TCS. «Insbesondere dann, wenn zum Beispiel Nationalbanken die Zinssätze ankurbeln wie jüngst.»
Weiter sind die Raffineriekosten ein wichtiger Faktor. Der Preis liege «normalerweise zwischen acht und zehn USD pro Barrel Öl».
Gonnella erklärt: «Derzeit liegt er deutlich höher.» Das sei vor allem auf die gestiegene Nachfrage zurückzuführen.