Bern: Nutzt China ein Kulturzentrum zur Überwachung?

Sandra Morgenroth
Sandra Morgenroth

Bern,

Ein geplantes chinesisches Kulturzentrum in Bern wirft Fragen auf. Ist es wirklich nur ein Fenster zur Kultur oder ein Instrument der Kontrolle?

Schweizerflagge chinesische Flagge
Die Schweizerflagge und die chinesische Flagge flattern am Rheinhafen in Basel. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Bern wird ein chinesisches Kulturzentrum entstehen.
  • Dort sollen Konzerte, Ausstellungen und Vorlesungen stattfinden.
  • Ob seitens China politische Absichten hinter der Eröffnung stecken, ist unklar.

In Bern wird ein chinesisches Kulturzentrum eröffnet. Dieses Zentrum soll den Schweizern einen Einblick in die chinesische Kultur bieten, wie SRF berichtet. Dort soll es Konzerte, Ausstellungen und Vorlesungen geben.

Dabei stellt sich jedoch die Frage: Ist das wirklich alles, was China mit diesem Zentrum beabsichtigt? Ariane Knüsel, eine Historikerin aus Fribourg und Bern, hat gegenüber dem Sender ihre Einschätzungen dazu abgegeben. Sie hat sich auf die Beziehungen zwischen China und Europa spezialisiert.

«Die Kulturzentren sind Teil der chinesischen Volksdiplomatie», erklärt Knüsel. Mit ihnen versuche das Land seit den 60er-Jahren ein positives Image in Europa zu verbreiten. Dazu gehöre auch das Herstellen von Kontakten zu Personen in Politik und Wirtschaft, so die Historikerin.

Dabei sind diese Institutionen deutlich von ähnlichen Einrichtungen anderer Länder im Ausland zu differenzieren.

«Man versucht, die richtigen Leute an sich zu binden»

Knüsel betont einen wichtigen Unterschied: «China ist eine Partei-Diktatur.» Andere Länder würden auch versuchen, im Ausland ein positives Bild von sich selbst zu vermitteln – auch die Schweiz. Bei China gäbe es oft jedoch noch andere Absichten.

«Man versucht, die richtigen Leute an sich zu binden», sagt sie. Diese könnten dann instrumentalisiert werden, um das offizielle, stark zensierte Bild von China zu verbreiten.

Eine grössere Rolle bei diesem Vorhaben spielen sogenannte Konfuzius-Institute. Ein solches gibt es aktuell in Genf, in Basel wurde eins 2020 aufgelöst. Letzteres hatte der Schweizer Nachrichtendienst auf die Überwachungsliste gesetzt.

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Knüsel erklärt gegenüber SRF, dass China so versucht, Einfluss auf wissenschaftliche Tätigkeiten zu nehmen. Die Konfuzius-Institute seien nämlich an Universitäten angegliedert.

Kulturzentrum versus Konfuzius-Institut

Im Gegensatz dazu hätte ein Kulturzentrum viel weniger Einfluss. In den letzten Jahren wurde bekannt, dass China nicht nur Kulturzentren im Ausland betreibt, sondern auch geheime Polizeistationen. Besteht diese Gefahr auch für das geplante Kulturzentrum in Bern?

Knüsel sieht das nicht so: «Ich würde da klar unterscheiden zwischen den Kulturzentren, die als Teil der Volksdiplomatie gelten, und den Polizeistationen.» Sie betont jedoch, dass es nicht völlig ausgeschlossen sei.

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Kommentare

User #3798 (nicht angemeldet)

Oh, ein Spionagezentrum mehr mit Decknamen. Absolutes no go! Es reicht wenn die an der Uni sind.

User #3446 (nicht angemeldet)

Keine Baubewiligung erteilen und das Problem ist gelöst.

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