Berner Läden wollen samstags länger offen sein
Abendverkäufe in Bern ziehen keine Kundschaft mehr an. Detailhändler wollen längere Öffnungszeiten am Samstag, die Unia hingegen sieht das kritisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Die meisten Berner kaufen am Samstag ein.
- Die Abendverkäufe am Donnerstag ziehen hingegen keine Menschen mehr in die Stadt.
- Längere Öffnungszeiten am Samstag liegen auf dem Tisch. Die Unia stellt sich dagegen.
Am Donnerstagabend haben die Geschäfte in Bern länger offen. Einige jedenfalls, viele haben sich von der Tradition abgewandt. Bis auf das Warenhaus Loeb, Migros- und Coop-Filialen, den Modeladen Massimo Dutti und Chatnoir sind die meisten Türen ab 18.30 oder 19 Uhr zu.
Franziska Gämperle, Sprecherin des Globus, der um 20 Uhr schliesst, sagt gegenüber der «Berner Zeitung»: «In den letzten Monaten hatten wir nach 20 Uhr kaum noch Kundschaft.» Deshalb hätten sie entschieden, auf die letzte Stunde zu verzichten.
Grund dafür seien die Verlagerung in den Onlinehandel und die Covid-Pandemie, die das Kaufverhalten der Kunden veränderte. Ronald Christen, Geschäftsführer des Loeb, erklärt gegenüber der Zeitung: «Der Abendverkauf hat im Winter eine stärkere Bedeutung als im Sommer.»
Vor allem im Dezember sei er sehr wichtig. «In den restlichen Monaten könnten wir auf den Abendverkauf verzichten.» Genutzt werde der Abendverkauf vor allem von Berufstätigen und Jugendlichen. Auch die Migros Aare bestätigt, dass «der Stellenwert des Abendverkaufs» gesunken sei.
Konzerne heissen längere Öffnungszeiten am Samstag willkommen
Hochkonjunktur haben die Geschäften hingegen am Samstag. «Es kommt immer wieder vor, dass wir Kundinnen und Kunden um 17 Uhr aus dem Laden schicken müssen.»
So äussert sich ein anonymer Detailhändler gegenüber dem Lokalblatt. Den Abendverkauf abschaffen, dafür am Samstag zwei Stunden länger offen haben. Das wäre seine Präferenz.
Christen vom Warenhaus Loeb pflichtet bei: «Samstagsöffnungszeiten bis 18 Uhr respektive bis 19 Uhr sind ein echtes Kundenbedürfnis.» Auch die Kundenfrequenzen in den Coop-Supermärkten in Bern seien am Samstagnachmittag sehr hoch. Das bestätigt Ronny Aeschbacher von Coop. Auch hier ist man für eine flexible Verlängerung der Ladenöffnungszeiten.
Anders sieht das hingegen die Gewerkschaft Unia. Mediensprecherin Elisabeth Fannin kritisiert: «Eine Verschiebung des Abendverkaufs auf den Samstag bedeutet eine schleichende Ausweitung der Ladenöffnungszeiten.» Die Unia stehe einem solchen Schritt kritisch gegenüber.
Profiteure davon seien «die grossen Ketten», die kleineren Geschäfte kämen noch mehr unter Druck. Auch für die Arbeitnehmenden seien lange Öffnungszeiten eine Belastung.
Die Wochenenden seien für die Angestellten im Detailhandel bereits jetzt kurz. «Sie haben faktisch eine Sechstagewoche. Ein solcher Schritt erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch mehr.»
Das Stimmvolk scheint ebenso nicht das Bedürfnis nach länger geöffneten Betrieben zu haben, so Fannin. Abstimmungen würden zeigen, dass sich die Bevölkerung keine Ausweitung wünsche.