Berner Schüler zügeln ins Kirchgemeindehaus
«Diese Tendenz führt dazu, dass auch in Quartieren ohne namhafte Neubautätigkeit deutlich mehr Kinder zur Schule gehen», bestätigt Jörg Moor, stellvertretender Schulamt-Leiter, gegenüber Nau. Doch wohin mit den Stadtkindern?
In die Beine geht der neue Aussenposten nicht den Schülern, sondern den Lehrern. «Jede Klasse hat ein eigenes Klassenzimmer, in dem der Hauptteil des Unterrichts stattfindet. Falls mehrere Lehrpersonen an der Klasse tätig sind, bleibt die Klasse in ihrem Zimmer, die Lehrpersonen wechseln», erklärt Moor weiter.
Das Kirchgemeindehaus Johannes ist übrigens nicht die erste Zweckentfremdung. Zwei Musikzimmer und die Tagesschule Spitalacker sind bereits umgezogen: In die alte Feuerwehrkaserne Viktoria.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Familien bleiben in den Stadtquartieren, was auch ohne neuen Wohnungsbau zu mehr Schülern führt.
- Untergebracht werden die Stadtkinder in Provisorien: Beispielsweise im Kirchgemeindehaus Johannes an der Wylerstrasse.
- Lange Wege in der Pause sollen aber nach wie vor vermieden werden, betont Jörg Moor vom Schulamt gegenüber Nau.
Berner Stadt-Schulhäuser platzen aus allen Nähten.
Besonders eng ist es im Schulhaus Spitalacker. Denn immer mehr junge Eltern packen
bei Nachwuchs nicht mehr die Kisten und ziehen auf’s Land, sondern machen in
ihren Kleinwohnungen (weniger als dreieinhalb Zimmer) Platz für Wiege und
Wickeltisch. Ihnen sind die zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, das ausgebaute
ÖV-Netz oder die gute Kinderbetreuung wichtiger, als ein Haus im Grünen.
Die Schüler-Gemeinde zu Johannes
Einerseits baut Bern neuen
Schulraum: Das Schulhaus Marzili wird erweitert, in Brünnen gab es einen Neubau.
Aber weil Kinder schneller gross werden, als Schulhäuser gebaut, müssen
Zwischenlösungen her. Die Schüler von Wyslloch bekamen vorübergehend Container-Schulzimmer.
Für das Schuhaus Spitalacker wurden nahegelegene Räume zugemietet: Im Kirchgemeindehaus. «Es ist vorgesehen, ab Sommer 2018 zwei 5./6. Klassen aus dem Schulstandort Spitalacker/Breitenrain im Kirchgemeindehaus Johannes unterzubringen», sagt Moor. Eingebaut werden Wandtafeln, Internetanschlüsse, bessere Beleuchtung und klare Fluchtwegsignalisation – fertig ist das fliegende Klassenzimmer.
Keine allzu langen Wege
Nur bei Unterricht mit besonderen Anforderungen an den Raum, wie Sport, Werken oder Musik, wechseln die Schülerinnen den Platz. Die Schüler müssen aber auch künftig in ihren Pausen keinen Marathon laufen, um ins nächste Schulzimmer zu kommen, versichert Moor.
Junge Menschen in der alten Feuerwehr
Gemietet werden die Räumlichkeiten nicht direkt vom Schulhaus, sondern via Immobilien Stadt Bern (ISB). «Das Schulamt bezahlt die Flächenkosten an ISB», erklärt Moor.