«Betrug an Wählenden»: Enormer Exodus im Frauenfelder Gemeinderat
Anderthalb Jahre nach Legislaturbeginn muss schon ein Viertel des Frauenfelder Gemeinderats ersetzt werden. Für diese Entwicklung gibt es Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- 11 der 40 Frauenfelder Gemeinderatsmitglieder haben bereits ihren Rücktritt erklärt.
- Dies, obwohl in der laufenden Legislatur noch nicht einmal Halbzeit ist.
- Viele geben berufliche oder private Gründe an – und ernten dafür mitunter Kritik.
- Ein langjähriges Ratsmitglied spricht sogar von «Betrug an den Wählerinnen und Wählern».
Ungewöhnliches Stühlerücken im Frauenfelder Gemeinderat: Über ein Viertel der Mitglieder des 40-köpfigen Rates sind in der laufenden Legislaturperiode bereits zurückgetreten oder haben ihren Rücktritt angekündigt.
«Das ist fast schon Betrug an den Wählerinnen und Wählern», sagt Christian Mader (EDU) dazu der «Thurgauer Zeitung». Mit über 17 Dienstjahren ist er einer der Dienstältesten im Stadtparlament.
Seit Juni 2023 dieses Jahres alleine haben sieben der von den Frauenfelderinnen und Frauenfelder gewählten Mitglieder ihre Demission eingereicht. Anfang Dezember werden sogar elf Gewählte schon nicht mehr vertreten sein.
Ratspräsident bedauert: Viel Expertise geht verloren
Die Gründe für die Rücktritte sind vielfältig, wie die «Thurgauer Zeitung» schreibt. Berufliche und private Gründe wurden genannt. SP-Gemeinderätin Susanne Weibel Hugentobler räumte ihren Posten etwa aufgrund einer Unvereinbarkeit: Ihr Ehemann wurde zum Leiter des Amtes für Gesellschaft und Integration ernannt.
Gemeinderatspräsident Hanspeter Gubler (SVP) bedauert die Rücktritte. Dadurch gehe viel Expertise verloren. Die meist jüngeren, nachrückenden Mitglieder könnten nicht sofort eins zu eins in die Fussstapfen treten.
EDU-Rat Mader nimmt die Parteien in die Pflicht, das Problem der schnellen Rücktritte in den Griff zu bekommen. «Das ist nicht nachvollziehbar und wirft ein unglaubwürdiges Bild aufs Parlament», kritisiert er scharf.