Betrüger kapern ihre Handynummern – so leiden Schweizer

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Luzern,

Betrüger kapern die Handynummern vieler Schweizerinnen und Schweizer – und rufen damit Fremde an. Das bringt ganz unangenehme Telefonate mit sich.

Telefon
Viele Schweizerinnen und Schweizer sind Opfer von sogenanntem Call-ID-Spoofing: Betrüger rufen von vergebenen Nummern aus Fremde an. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz gibt es immer wieder Wellen von sogenanntem Spoofing.
  • Betrüger kapern dabei Handynummern und rufen damit Fremde an.
  • Betroffene erzählen, dass sie von hässigen Rückrufern zusammengestaucht werden.

Die Schweiz wird immer wieder von Wellen von Fake-Anrufen überrollt. Die Masche ist dreist: Technologie-affine Betrügerinnen und Betrüger benutzen vergebene Handynummern und rufen damit fremde Leute an.

Wenn diese den Anruf verpassen, sehen sie nur, dass eine Schweizer Handynummer sie erreichen wollte. Viele rufen zurück – dabei hat der echte Besitzer oder die Besitzerin gar nie angerufen.

Das Phänomen, sogenanntes Call-ID-Spoofing, ist weitverbreitet. Mehr als 20 Personen aus Luzern, Bern, Aargau, Baselland und Graubünden haben sich bei Nau.ch gemeldet und erzählt, dass ihre Handynummern missbraucht werden.

Bei denjenigen, die Spoofing nicht kennen, sorgen diese Anrufe für Verwirrung. Teilweise enden diese Telefonate deshalb unschön, wie Betroffene berichten.

Anrufer «beschimpfte mich heftig und drohte, mich anzuzeigen»

Einer von ihnen ist Nau.ch-Leser K. R.* aus Kriens LU.

«Ich hatte einige Rückrufe von Personen, die von meiner gefakten Nummer aus angerufen wurden», erinnert er sich. «Der erste Rückruf, den ich erhielt, war ein sehr gehässiger Mann.»

Zu diesem Zeitpunkt ist ihm noch gar nicht bewusst, dass seine Nummer von Betrügern missbraucht wird, wie er sagt. R. ist also überzeugt, dass der Mann einfach eine falsche Nummer abgelesen hatte.

Umso weniger versteht er die hässige Reaktion. «Der Anrufer wollte unbedingt meinen Namen wissen, aber ich habe ihn nicht angegeben. Er beschimpfte mich heftig und drohte sogar, mich anzuzeigen.»

R. weiss sich zu helfen. Auf seiner Combox hat er inzwischen einen Begrüssungs-Text eingesprochen. Darin erklärt er, dass seine Nummer von Spoofing betroffen ist. Damit Rückrufer gleich wissen, dass er sie nie angerufen hat.

Anrufer denken, Spoofing-Opfer sei Betrüger

Eine ähnliche Erfahrung musste eine andere Nau.ch-Leserin machen. «Mich haben Leute zurückgerufen, die ich gar nie angerufen hatte. Sie wurden wütend, weil sie dachten, ICH sei eine Betrügerin.»

Leser Ulrich Koller (56) aus Stettlen BE erzählt, seine Frau erhalte täglich um die zehn solcher «Rückrufe». «Die Anrufenden sind teilweise sehr aggressiv und hässig. Meine Frau nimmt schon gar nicht mehr ab, wenn sie die Nummer nicht kennt.»

Ein anderer musste gar nach 20 Jahren seine Nummer wechseln. Das sei die einzige Lösung gewesen, die ihm sein Telefonanbieter habe anbieten können.

Nummern
Spoofing kann für Betroffene nicht nur frustrierend sein – sondern sogar zum Verhör führen. (Symbolbild) - pexels

Wird die eigene Nummer von Scammern benutzt, kann das belastend sein. Die betroffene Leserin U. B.* (64) aus Arlesheim BL zum Beispiel erzählt: «Es ist echt mühsam und erschreckend.»

Sie fühlt sich hilflos – denn sie wisse nicht, was sie dagegen tun könne. Damit ist sie nicht allein.

Den Telefonanbietern sind in vielen Spoofing-Fällen die Hände gebunden, wie sie bei Nau.ch erklärten. Die Rückverfolgung sei in der Regel unmöglich, hiess es etwa bei der Swisscom.

Das kann man gegen Spoofing tun

Aber was kann man tun, wenn die eigene Handynummer missbraucht wird?

Sunrise empfiehlt, sich beim Kundendienst zu melden. Die Betrugsabteilung prüfe dann, ob eine Sperrung möglich ist. Eine Anzeige gegen Unbekannt sei ebenfalls empfehlenswert, so Sprecher Rolf Ziebold.

Eine weitere Option ist es, die eigene Nummer für alle aus dem Ausland abgehenden Anrufe für eine Weile zu sperren. So kann man zwar selbst aus dem Ausland niemanden anrufen, die Betrügerinnen und Betrüger aber auch nicht. Ziebold erklärt: «Mit dieser Massnahme erreichen wir meistens, dass die Spoofing-Anrufe mit dieser Nummer aufhören.»

Wurde Ihre Handynummer schon einmal von Betrügern missbraucht?

Eine andere Möglichkeit ist es, wie Leser K. R. einfach einen Combox-Hinweis aufzunehmen und unbekannte Nummern direkt auf die Combox zu leiten.

Eine ganz drastische Massnahme bei anhaltendem Spoofing ist ein Nummernwechsel. Swisscom, Wingo und Salt etwa bieten das Betroffenen gratis an.

So weit kommt es in der Regel aber nicht. Denn laut Telefonanbietern benutzen die Betrüger einzelne Nummern meist nur einmal. Sie rufen an einem Tag Dutzende Menschen damit an, dann wechseln sie zur nächsten. Heisst: Die «Rückrufe» hören bald wieder auf.

Spoofing-Opfer wegen gekaperter Nummer verhört

Übrigens: Spoofing-Opfer können sogar verklagt werden, wie ein kürzlich bekannt gewordener Fall zeigt. Ein 30-jähriger Berner erhielt eine Vorladung von der Kapo St. Gallen – der Vorwurf: Telefonbetrug.

Denn ein Betrüger hatte von seiner Nummer aus bei einer Tankstelle im St. Galler Reinthal angerufen und 750 Franken ergaunert. Der Berner versuchte, der Kapo zu erklären, dass er damit nichts am Hut hat. Doch damit ist die Sache für ihn nicht erledigt – der Entscheid bei der Staatsanwaltschaft ist noch offen.

*Name der Redaktion bekannt

Kommentare

User #4054 (nicht angemeldet)

Ich habe sogenannte Kurznummern auf meiner Swisscom Rechnung. Das geht anscheinend mit SMS. 8tung Kurznummer 344 werden Abo via Telefonanbieter verrechnet. Hatte über 3 Std. Telefonate mit Swisscom damit dies gesperrt und blockiert wrd und zwar alle ev. kommende SMS Kurznummern. Ich habe Handy nur für Notfall. Auf den Kosten bleibt man sitzen.

User #5417 (nicht angemeldet)

Warum nimmt man ein Telefon entgegen, wo man die Nr. nicht kennt. Wenn der Anrufer etwas will kann er auf die Combox reden. Das mache ich seit Jahren. I

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