Brienz GR: Geologen «mussten sich einiges anhören»
Es ist noch unklar, wann die Bewohner in die Wohnungen in Brienz GR können. Nach dem Felssturz beurteilen Geologen die Lage neu. Sie brauchen eine dicke Haut.
Das Wichtigste in Kürze
- In Brienz GR wird nach dem Felssturz die Lage von Geologen neu beurteilt.
- Erst danach kann das Dorf inspiziert und eine Rückkehr vorbereitet werden.
- Die Felssturz-Experten mussten sich zuletzt vieles anhören, so der Gemeindesprecher.
Nach dem Niedergang von 1,2 Millionen Kubikmetern Gestein in Brienz GR letzte Woche beobachten Geologen die Situation am Berg genau. Eine neue Beurteilung der Gefahren gebe es in den nächsten Tagen, teilte die Gemeinde heute via Twitter mit.
#InfoGFS Geologen und Naturgefahrenexperten beobachten die Entwicklung von Resten der #Insel, des #Plateau und des neu entstandenen #Schuttkegels. Eine neue #Gefährdungsbeurteilung für Brienz/Brinzauls entsteht in den kommenden Tagen. #Naturgefahren #Sicherheit #BrienzerRutsch
— Gemeinde Albula/Alvra (@AlbulaAlvra) June 19, 2023
Im Dorf selbst herrscht Erleichterung, beschreibt der Kommunikationsbeauftragte Christian Gartmann gegenüber Nau.ch. «Allen ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Stein vom Herzen gefallen.» Jeder freue sich darauf, wieder in sein Dorf einziehen zu können.
Geologen «mussten sich einiges anhören»
Gartmann freuen die vielen positiven Rückmeldungen dabei insbesondere für die beteiligten Geologen.
Denn das sei nicht immer so gewesen: «Sie hatten sich in den Wochen seit der Evakuierung so einiges anhören müssen.» Manche wollten zurück ins Dorf, weil sie fanden, die Experten hätten übertrieben.
«Aber sie haben eine grossartige Arbeit gemacht und für die Sicherheit aller gesorgt», so Gartmann.
Es habe Menschen gegeben, die den Geologen eine gewisse Übervorsichtigkeit vorgeworfen haben, weil über Wochen seit der Evakuierung kein grösseres Ereignis eingetreten war. «Der grosse Schuttstrom von Donnerstagnacht hat aber gezeigt, dass die Evakuierung und das Betretungsverbot die richtige Entscheidung waren.»
Frust nachvollziehbar
Dass einige Betroffene auf die Evakuierung ungeduldig reagiert haben, habe man im Gemeindeführungsstab nachvollziehen können. «Und auch die Geologen haben das gut verstanden. Die Situation ist für die Evakuierten eine sehr grosse Belastung; da darf man nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage legen.»
Die Arbeit ist dann auch noch nicht getan. Geologen und Naturgefahrenexperten beobachten zurzeit vor allem die verbliebenden Reste der Insel. Aber auch das darüberliegende Plateau und den neu entstandenen Schuttkegel hinter dem Dorf.
Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur beschädigt?
Erst wenn sie sicher sind, dass daraus keine Gefahr mehr für das Dorf besteht, kann eine Rückkehr vorbereitet werden. Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht, so die Gemeinde.
Sobald die Geologen grünes Licht geben, wird als Erstes abgeklärt, ob die Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur noch funktioniert. Zwar könne man noch nicht sagen, wann das Dorf danach wieder auflebt: «Aber dass es durch diesen grossen und sehr schnellen Schuttstrom nicht beschädigt wurde, ist ein grosses Glück».