Bund rechnet bei Notfallfunknetz Polycom weiter mit Verzögerungen
Die Umgestaltung des Notfallfunknetzes Polycom für Polizei, Feuerwehr, Sanität und Grenzwacht zieht sich weiter in die Länge.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Notfallfunk-Sicherheitsnetz Polycom wird zurzeit erneuert.
- Nun sagen die Behörden eine weitere Verzögerung des Projekts voraus.
- Grund dafür sind Probleme unterschiedlicher Natur, wie beispielsweise bei der Software.
Die Erneuerung des Notfallfunk-Sicherheitsnetzes Polycom für Polizei, Feuerwehr, Sanität und Grenzwacht kommt weiterhin nur schleppend voran. Zwar steht die Installation der neuen Komponenten in allen Kantonen unmittelbar bevor. Mehrere Risiken bleiben aber bestehen.
Beim im Jahr 2016 initiierten Erneuerungsprojekt des nationalen Kommunikationssystems Polycom hatte es in den vergangenen Jahren verschiedene Probleme gegeben. Über das Netz kommunizieren Behörden und Blaulichtorganisationen.
So wurden beispielsweise die hohen Sicherheitsanforderungen unterschätzt. Aus diesem Grund kam es zu grossen Verzögerungen. Der Bund ergriff Massnahmen.
«Strategischer Meilenstein»
Die Kantone sowie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) sollen das erneuerte System voraussichtlich im Juli 2022 ausrollen. Dies meldete das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) am Donnerstag. Babs-Direktorin Michaela Schärer schreibt in einem Newsletter von einem «strategischen Meilenstein».
Die Inbetriebnahme des erneuerten Systems birgt jedoch weiterhin «hohe Projektrisiken», wie es in einer Mitteilung heisst. Insbesondere könne weiterhin nicht ausgeschlossen werden, dass alte und neue Komponenten über 2025 hinaus parallel betrieben werden müssten. Das würde zu Mehrkosten führen.
Gegenwärtig würden noch «einige sicherheitsrelevante Funktionalitäten» fehlen, um den reibungslosen operativen Betrieb zu gewährleisten. Dies schreibt das Babs im Hinblick auf das geplante sogenannte Rollout im Sommer.
Bei den Erneuerungsarbeiten sollen neue Komponenten für den Funk in die kantonalen Datennetze von Polycom eingebettet werden. Diese Datennetze müssen gegen Cyberangriffe geschützt werden.
Pilotprojekt weist Softwareprobleme auf
Gemäss Angaben des Bundes läuft seit Ende 2021 ein Pilot im Kanton Aargau, bei dem verschiedene Softwareprobleme festgestellt wurden. Eine Vielzahl davon konnte behoben werden und darum beginne im Mai im zweiten Pilotkanton Bern der Austausch der alten Systeme. Ein aktualisierter Plan für die Migration der weiteren Kantone erfolge im Mai. Laut Babs bleibt es das Ziel, bis Ende 2024 alle Basisstationen und Komponenten zu migrieren.
Mit der Integration beauftragt ist die Firma Atos. Sie ist auch in einer Taskforce von Bund und Komponentenhersteller Airbus vertreten, welche die Probleme schnellstmöglich zu lösen versucht. Diese Taskforce wurde dem Babs zufolge im März verstärkt.
Nutzung soll bis 2030 gewährleistet sein
Polycom wird derzeit von täglich 55’000 Nutzerinnen und Nutzern angewendet. Das laufende Projekt soll die Nutzung des Funksystems bis 2030 sicherstellen.
Verzögerungen gibt es gemäss früheren Angaben des Bundes auch beim Aufbau des sicheren Datenverbundsystems (SVS). Dies, weil es aufgrund der «grossen technischen Komplexität» zunächst einer Gesamtbeurteilung unterzogen wurde. Nun wird das Vorhaben gemäss Mitteilung vom Februar in drei Projekte aufgeteilt: in das Projekt «sicheres Datenverbundnetz» und in die Projekte «Datenzugangssystem» und «Lageverbundservices».
So könnten zunächst die dringenden und umsetzungsreifen Projektschritte vorgenommen werden, schreibt das Babs. Noch im Frühling sollen die Projekte «sicheres Datenverbundnetz» und «Datenzugangssystem» in die Konzeptphase starten. Das Babs stockt dafür das Personal auf.